Wandertage an der Blumenriviera mit Peter Ursprung

Peter Ursprung
Wandertage an der Blumenriviera
Wandern in der Schweiz, über 65’000 km bestens einheitlich ausgeschilderte und markierte Wanderwege (gelb), Bergwege (rot-weiss) und Alpinwege (blau-weiss), überall Angaben zu Wegzeiten und Höhenangaben.
Wandern in Italien, fast nichts ist markiert, wenig ist angeschrieben und wenn es mal Markierungen hat, sind diese sehr unterschiedlich und oft kaum zu sehen. Die Wegfindung muss erahnt und gespürt werden. Und genau das ist das Schöne. Man achtet viel mehr auf die Umgebung und nimmt viele Eindrücke auf. Auf unseren Wanderungen wurden wir von Daniela und Selda begleitet, beide Guides kennen diese Gegend bestens und führten uns über Wege und Pfade zielsicher an die schönsten Orte. Die Wege waren meist einfach, ab und zu musste auf Wurzeln geachtet werden. Da alles trocken war, waren auch die Abstiege problemlos.
Nun aber zuerst die Anreise, um 06:00 war es bei der Abfahrt in Thun noch dunkel. Unser Vorchauffeur Thomas führte uns bis nach Sargans. Nach Sargans stieg dann unser Chauffeur Reto zu, ein Taxi brachte noch die Gäste von Winterthur und St. Gallen, nun waren komplett. Mit 38 erwartungsvollen Gästen führte die Reise via San Bernardino, Bellinzona und Chiasso zuerst zur späten Mittagspause in Villoresi bei Milano. In Bellinzona genossen wir zwischenzeitlich noch einen ersten Kaffee. Die Stimmung im Bus war schon mal recht locker, die Sonne schien, die Temperatur stieg.

Ligurien lässt sich am einfachsten anhand einer Banane erklären. Man lege eine Banane vor sich auf das Tischchen im Bus. Die beiden Bananenenden zeigen in Fahrtrichtung. Das linke Ende ist La Spezia, danach kommt schon die Toscana. Das rechte Ende ist Ventimiglia, danach kommt schon Frankreich. In der Mitte der Banane finden wir Genua. Unser Hotel in Diana Marino liegt nun fast genau zwischen Genua und Ventimiglia, alles klar?
Unser Hotel ist genauso, wie man sich ein kleineres gemütliches Hotel in Italien vorstellt: Es liegt inmitten von anderen Gebäuden, das Hotel ist recht verwinkelt, es wurde immer wieder mal was angebaut und umgebaut. Herzlicher Empfang, kleineres Chaos an der eigentlich viel zu kleinen Reception, trotzdem erhalten alle ihren Schlüssel, fragen und reden durcheinander, einfach schön, eben richtige italienische Stimmung. Auf den Tischen stand auch schon unser Willkommensdrink.
Das Essen ist wunderbar und wurde serviert. Wir haben viermal ein Nachtessen bestellt. Kaninchen, gebratener Fisch, Omeletten, Drachenkopffisch, Pasta mit Lachs, Minestrone, Pasta mit Kräutern, grosse Salat- und Gemüseauswahl, waren das nun Bratkartoffeln oder doch eher Pommes-Frites, Tiramisu, Panna Cotta, Kuchen, usw. usw. Alle waren begeistert. Am Morgen konnte bereits für Abend ausgewählt werden. Schlussendlich konnte man aber sehr vieles zusätzlich probieren. Zum Essen wurden verschiedene Weinen zu sehr guten Preisen angeboten.
Nach dem Essen ging es zur kleinen Bar im Hotel, auch diese, wie die Reception, eigentlich viel zu klein, etwas Gedränge, aber gemütlich, sehr persönliche Bedienung, Italien pur. Wir haben dann in der Nähe noch ein schönes Lokal gefunden. Je länger die Reise dauerte, umso mehr von uns haben sich dann jeweils später in dieser Bar getroffen. Am letzten Abend waren wir bereits Stammgäste, ohne unser Zutun waren schon mal Tische reserviert, wir wurden erwartet.

Wir haben natürlich nicht nur gegessen und getrunken. An drei Wandertagen durften wir viel Schönes und Spannendes erleben. Unsere Guides Daniela und Selda holten uns jeweils direkt beim Hotel ab. Daniela versuchte die Gruppe in ‘Espressi (die eher etwas Schnelleren) und in ‘Capuchini’ (die Geniesser) aufzuteilen. In der Praxis wurden diese beiden Gruppen aber immer wieder durchmischt, so hatten schlussendlich alle mit allen Kontakt und konnten sich immer wieder austauschen.
Am ersten Wandertag wanderten wir von Menton (Frankreich) alles am Meer entlang nach Monaco. Wir sind mitten in die Vorbereitungen des Formel-1 Rennen gelangt. So wanderten wir durch den Tunnel, auf Teilen der Rennstrecke und an der Haupttribüne vorbei. Das Fürstenpaar hat uns zwar nicht persönlich empfangen, den Palast haben wir uns natürlich angeschaut. Auf der Rückreise zum Hotel besuchten wir die Parfüm- und Seifenmanufaktur Fragonard. Nach der interessanten Führung brachte ich unsere weiblichen Gäste fast nicht mehr in den Bus. Ein schon sehr schöner Verkäufer verzauberte unsere weibliche Kundschaft.
Der zweite Wandertag begann sehr entspannt mit der Besichtigung einer Zitrusfrüchte-Plantage. In einem kleinen Kräutersalzworkshop konnten alle ein Kräutersalz selbst herstellen. Die Stimmung war schon am Morgen sehr gut. Danach bummelten wir durch das schöne mittelalterliche Städtchen Albengo. Nun ging’s wieder zur Sache. Auf der Römerstrasse Via Julia Augusta (langer Wanderweg durch ganz Ligurien) wanderten wir bis zur Belvedere der Santa Croce Kirche. Hier machten wir eine späte Mittagspause und genossen einfach das herrliche Wetter und wunderbare Aussicht auf eine kleine Insel. Diese Insel heisst Schildkröteninsel, sieht aus der Distanz auch so aus und ist ein kleines Naturreservat. Das heisst auch, dass diese Insel nicht betreten werden darf. Der Tag war aber noch lange nicht zu Ende. Abstieg nach Alassio, wo wir uns dann in die Altstadt stürzten, einen Café tranken oder auch schon mal einen ersten Apéro genossen.

Der dritte und leider schon letzte Wandertag begann mit einer schönen Fahrt nochmals in Richtung Ventimiglia. Die Autobahn durch Ligurien ist eine der teuersten Strassen Europas. Die Strasse führt immer mehr oder weniger oberhalb der Küste quer durch die ganze Provinz. Diese Autobahn besteht fast nur aus Brücken und Tunnels. Der Grund ist ganz einfach, Ligurien hat nur einen ganz schmalen flachen Streifen entlang der Küste, alles andere sind Hügel und Berge. Der flache Streifen wird für den Anbau von Gemüse und Früchten gebraucht, an den Hügeln werden vor allem Oliven angebaut. Dolceaqua ist ein wunderbares mittelalterliches Städtchen mit vielen Treppen, Gassen und verwunschenen Winkeln. Viele Künstler haben sich hier niedergelassen. Es reichte vor der Wanderung gerade noch für einen Café, so viel Zeit muss in Italien einfach sein. Der Weg (mit sehr, sehr wenigen Markierungen) führt nun steil nach oben auf den Berg. Wir überwanden auf der Wanderung so ca. 500 Höhenmeter. Alles blühte wunderschön in allen Farben, der April ist hier wirklich die beste Zeit für Wanderungen, im Sommer ist es dann viel zu heiss. Auf dem höchsten Punkt genossen wir unser Picknick. Nach dem wir uns sattgesehen haben und das Gruppenfoto gemacht war, stiegen wir nun auf einem etwas einfacheren Weg wieder runter nach Dolceaqua. Nun die Frage, bleiben wir noch etwas in Dolceaqua? Ich entschied mich für die Weiterfahrt nach San Remo. An San Remo mit dem legendären Casino, vor allem aber der schönen Altstadt kann man doch nicht einfach so vorbeifahren. Also weiter nach San Remo. Hier genossen wir an unserem letzten Wandertag noch eine wunderschöne Stunde bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen in der Fussgängerzone. Sehen und gesehen werden ist hier wichtig.

Am letzten Tag genossen wir um 06:45 unser letztes Frühstück und fuhren so eine Stunde später leider bereits wieder in Richtung Schweiz. Wir fuhren zuerst bewusst etwas lange und machten in Villoresi bei Milano Mittagspause. Ich setze alles daran, dass wir hier immer eine Pause haben. Es ist nicht wegen des Essens, dieses ist in Italien in allen Raststätten sehr ähnlich. Der Shop ist der Grund, das gesamte Bacchi-Sortiment, eine riesige Auswahl an Pasta, alle italienischen Liköre, Salami soweit das Auge reicht, Weine, usw. Der Bus ist gross, alle Einkäufe fanden ihren Platz.
Nun in Richtung Schweiz, wir haben Glück, Milano und Chiasso kein Stau, über den San Bernardino nach Sargans ohne Stau. Hier nun der Chauffeurwechsel, die gesamte Strecke von Ligurien bis zum letzten Anfahrtsort Thun übersteigt die maximale Lenkungszeit. Reto Steiner, unser Chauffeur der Firma Wyss Reisen, übergibt das Steuer an Thomas. In Zürich erwartet uns ein Stau (haben wir so eingeplant). Alle anderen Strecken sind heute problemlos, so sind wir um 20:30 bereits wieder in Thun.
In nur 5 Tagen haben wir unglaublich viel erlebt. Sicher sind auch einige neue Freundschaften entstanden.
