Wandern auf Elba mit Roger Müller

Roger Müller
Wandern auf Elba
Einige Wochen vor der Reise erhielt ich die Anfrage, eine Wandergruppe nach Elba zu begleiten. Entsprechend konnte ich mich auf das Unterwegs sein und die Gegebenheiten dieser Insel vorbereiten – und mich auch schon im Voraus mit Napoleon, dem wohl bekanntesten Bewohner von Elba befassen. Doch «Isola verde» – die grüne Insel im Mittelmeer, wie sie vielfach auch betitelt wird – hat weitaus mehr zu bieten als die unzähligen Geschichten rund um Napoleon. Darüber hinaus war es ja auch eine Wanderreise, d.h. es waren also einige spannende Tagestouren zu Fuss geplant.
Start in Thun
Zu frühen Morgenstunden starteten wir unsere Reise in Thun. Die Reise führte uns über Bern, Aarau, Zürich, Affoltern am Albis nach Luzern, wo jeweils Gäste zugestiegen sind. Vollzählig gings weiter durch das Nadelöhr Gotthard. Angenehm überrascht vom geringen Verkehrsaufkommen kamen wir sehr gut voran, überquerten nach der Fahrt durchs Tessin wenig später die Grenze in Chiasso und nahmen Milano ins Visier. Da wir so gut vorankamen, machten wir unsere Mittagpause erst südlich von Mailand, an der Raststätte Somaglia Ovest.
Frisch gestärkt gings weiter, quer durch die Po-Ebene, wo die zahlreichen (Reis-) Felder für den Anbau vorbereitet wurden. Etwas oberhalb von Parma verliessen wir dann die «Autostrada del Sole», die Autobahn A1, und wechselten auf die E33, entlang dem Tarofluss über den Cisa-Pass in die Region um La Spezia. Von dort gings weiter der Küste des ligurischen und tyrrhenischen Meers entlang bis zu unserem ersten Etappenziel, dem Hafen von Portofino. Nun war Umsteigen angesagt, denn es ging mit der Fähre weiter.
Die Distanz zwischen Portofino und der Insel Elba ist nur 10km. Entsprechend waren wir auch nur knapp eine Stunde auf dem Schiff. Die Schifffahrt war eine willkommene Abwechslung, die unterschiedlich genutzt wurde: Einige machten es sich in den zahlreichen Sesseln mit Meersicht bequem, andere suchten das grosszügig ausgestattete Restaurant auf und ein Teil verbrachte die Zeit an der Reling und genoss die abendliche Meeresbrise.

In Portoferraio angekommen, gings nochmals ein Stück mit dem Bus weiter, ehe wir in unser Hotel «Isola Verde» in Marciana Marina erreichten.
Von der Hotelbelegschaft freundlich begrüsst, gings nach einem kurzen Abstecher im Zimmer in den Speisesaal, wo uns ein tolles Antipasti-Buffet und anschliessend ein 3-Gang-Menu serviert wurde. Gut verpflegt genehmigten sich dann zum Abschluss des abwechslungsreichen Tages noch einige einen «caffè» und einen Absacker an der Bar, einige suchten auch gleich das Zimmer und das Bett auf.
Unsere erste Wanderung: Biodola-Bucht
Ausgeschlafen und gestärkt am reichhaltigen Frühstücksbuffet nahmen wir die erste Wanderung Angriff. Im Bus wurden wir von Simona und Patrizia begrüst. Sie waren unsere lokalen Guides, die uns in den kommenden Tagen begleiteten und uns allerlei Spannendes über die Insel zu erzählen wussten.
Nach kurzer Busfahrt gings ab Viticcio zu Fuss weiter. Ausgerüstet mit Wanderstöcken führte uns unsere erste Tour durch Steineichenwälder, entlang dichteste Macchia-Sträucher und herrlich blühenden Wildsträucher. Dabei erfuhren wir von unseren Guides einiges über die üppige Flora, durch die wir uns bewegten. Das Wetter beglückte uns mit Sonnenschein und klarstem, blauen Himmel. Die 2 stündige Wanderung ging im Flug vorbei und endete mit einer tollen Aussicht auf die Biodola-Bucht. Einzelne liessen sich auch von den kühlen Wassertemperaturen nicht vom «Schwumm» im Meer abhalten. Andere begnügten sich mit der tollen Aussicht.

Für den zweiten Teil des Tagesprogramms gings mit dem Bus nach Portoferraio, der Hauptstadt der Insel. Nach der Mittagspause flanierten wir durch die geschichtsträchtigen Gassen der Stadt und erfuhren dabei von unseren Guides einiges über Napoleons Wirken und den Eisenabbau in dieser Gegend. Als krönender Abschluss des Ausflugs, besuchten wir ein gemütliches Restaurant und konnten bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen verschiedene regionale Weinspezialitäten degustieren.
Nach einer kurzen Fahrt zurück ins Hotel blieb noch genügend Zeit, um auf «eigene Faust» Marciana Marina zu erkundigen, Einkäufe zu machen oder sich im hoteleigenen Pool abzukühlen, ehe wiederum ein herrliches Abendessen auf uns wartete.
3. Tag – Wanderung im Südosten und Besuch von Capoliveri
Leider waren die Wettervoraussagen für den dritten Tag nicht so gut: Bewölkung, Nebel und Regen am Nachmittag. Somit mussten wir unser Tagesprogramm etwas anpassen und die Wanderung etwas kürzen. Die fehlenden Wander-km ergänzten wir mit einem Rundgang in Capoliveri.
Nichtsdestotrotz hatten wir auch an diesem Tag einiges zu bestaunen. Wir lernten die eine und andere endemische Pflanze kennen und erfuhren einiges über die aktuell blühenden Pflanzen. Als dann pünktlich zur Mittagpause der angekündigte (z.T. starke) Regen einsetzte, kümmerte uns dies überhaupt nicht – schliesslich waren wir ja – dank der guten Planung und Wetterkenntnissen unserer Guides – im Trockenen und hatten die eine und andere italienische Spezialität vor uns.

4. Tag – Wanderung im Nordosten – Besuch von Rio nell’Elba und Porto Azzurro
Der Wetterbericht zwang uns auch am 4. Tag zu Anpassung des Programms. Aufgrund der Wetterwarnungen für die Insel wäre die ursprünglich geplante Höhenwanderung auf den Cima del Monte, dem höchsten Berg der Insel, schlicht zu gefährlich gewesen.
Stattdessen starteten wir mit einer kurvenreichen Fahrt quer durch die Insel und hinauf zum ehemaligen Bergarbeiterdorf Rio nell’Elba im Nordosten der Insel. Mehmet, unser Chauffeur war wirklich nicht zu beneiden. Doch er meisterte diese Aufgabe (wie übrigens jeden Tag) souverän und mit Bravour!
Der Weg führte uns zuerst ins ehemalige Waschhaus. Dort erfuhren wir, wie zu damaliger Zeit ein solcher Waschtag ablief. Zufrieden mit der heutigen Situation und den Vorzügen der Waschmaschine zuhause stiegen wir hinauf ins geschichtsträchtige Dorf.
Nach einem kurzen Kaffeehalt gings weiter mit dem Bus nach Porto Azzurro, von wo wir eine verkürzte Wanderung, ausgehend vom Strand entlang eines Hügelzugs bis ins Dorf machten. Das Wetter meinte es gut mit uns, denn plötzlich schien wieder die Sonne und wir konnten bei schönsten Bedingungen den Küstenstreifen rund um Porto Azzurro bestaunen – tolle Fotosujets inklusive!
Nach der wohlverdienten Mittagspause im schmucken Hafenstädtchen machten wir noch einen kurzen Abstecher in der «La Piccola Minera» (die kleine Mine) und dem «Museo Minerario Etrusco» (Etruskisches Bergbaumuseum). Wer wollte, konnte sich auf der Fahrt durch die Mine ein Bild der Ursprünge und Bergbautradition der Insel Elba machen und erfuhr im Museum allerlei über die abgebauten Mineralien.

5. Tag – Wanderung im Nordwesten nach Sant Andrea
Bei schönstem Wetter starteten wir direkt von unserem Hotel aus. Nach dem Abstieg ins Dorf gings auf und ab, durch schönste Landschaften und entlang eines herrlichen Küstenwanderweges bis nach Sant Andrea, im Nordwesten der Insel. Zahlreiche Gerüche von blühenden Blumen und wildwachsenden Kräuter begleiteten uns.
Die Wanderung war mit 4 Stunden die bisher längste. Die zahlreichen Gesprächsrunden, die eine und andere kurze Pause und die tolle Aussicht, die uns immer wieder überraschte, machten das Unterwegs sein aber sehr kurzweilig. Belohnt wurden wird mit dem Aufenthalt am malerischen Strand von Sant Andrea.
Nach der Mittagspause gings nach einem kurzen letzten Fussmarsch hoch ins Dorf zum Bus, in dem wir den «Kopf» der Insel und die Küstenstrasse bis nach Marina di Campo im Südwesten der Insel erkundigten. Die Aussicht war einfach grandios!
Zurück im Hotel blieb noch Zeit, z.B. für einen letzten Besuch in Marciana Marina oder einen Besuch an der gemütlichen Hotelbar, ehe ein letztes leckeres Abendessen auf uns wartete.
Rückreise in die Schweiz
Die Zeit auf Elba neigte sich (leider) schon wieder dem Ende zu und die Heimreise stand auf unserem Programm. Die Fahrt führte uns in umgekehrter Reihenfolge zurück in die Schweiz: Zuerst mit dem Bus nach Portoferraio, von dort mit der Fähre zurück aufs Festland und anschliessend von Portofino entlang der Küste, vorbei an Carrara, wo der weltbekannte Marmor abgebaut wird, über den Cisa-Pass, entlang der Autostrada del sole und nach einem letzten Mittagessen in Italien durch den Zoll ins Tessin.
Trotz Stau am Gotthard brachte uns Mehmet – unser kompetenter und allzeit sicher lenkender Chauffeur – nur mit minimer Verspätung zurück in die Deutschschweiz – «chapeau!». An dieser Stelle ein grosses Merci an dich, für deinen tollen Job, den du geleistet hast!
Etwas müde, aber voller Eindrücke und dankbar über die vielen Erlebnisse und (neuen) Bekanntschaften, stiegen die Gäste in ihren Ausstiegsdestinationen aus und nahmen ihren Weg nach Hause in Angriff.
Vielen herzlichen Dank ihr lieben Gäste, ich habe es sehr genossen mit euch unterwegs zu sein. Von Herzen wünsche ich euch alles Gute und gute Gesundheit – und hoffe, dass wir uns schon bald wieder auf einer Reise mit car-tours.ch antreffen werden!
Reisefreudige Grüsse Roger Müller, Reiseleiter
P.S.: Wer Elba noch nie besucht hat, hat es bisher verpasst über Pflanzenvielfalt der «Isola verde» zu staunen. Das ist wirklich schade, denn es lohnt sich wirklich – auch zu Fuss!
