Ein «Hausboot» in Rotterdam mit Gisela Jähn

Gisela Jähn
Ein «Hausboot» in Rotterdam
Eine Reise im Frühling nach den Niederlanden – was fällt einem da als erstes ein ?
Natürlich – Tulpen !!!
Unsere Reise startete sehr früh morgens in St. Gallen, via Winterthur, Zürich, Aarau nach Pratteln, wo noch die Gäste von den Regionen Sargans, Pfäffikon, Luzern, Thun und Bern zu uns stiessen. Mit 63 Personen an Bord ging die Tour, nach einer Frühstückspause, mit dem Doppelstockbus der Firma „Surprise“, gefahren von unserem sehr sympathischen Chauffeur Ruedi, Richtung Holland.
Die Reise führte uns durch Frankreich, Luxemburg und Belgien nach Rotterdam, wo wir gegen 18 Uhr müde aber wohlauf unser Ziel erreichten.
Die „MS Olympia“ war für 3 Nächte unser Domizil. Das „Hausboot“ blieb stationär an der Anlegestelle „Schiedam Maasboulevard“, etwas außerhalb des Rotterdamer Hafens. Ältere Schiffe, noch mit Schwerölmotoren betrieben, dürfen seit einigen Monaten, aufgrund gesetzlicher Bestimmungen, nicht mehr festgemacht im Rotterdamer Hafen liegen. Für uns war dies allerdings kein Problem, da wir mit unserem Bus flexibel waren und alle Ausflüge problemlos von dort starten konnten. Zudem hat dieser Liegeplatz noch einen weiteren Vorteil – der Bus konnte direkt am Schiffsquai parken, unser Chauffeur musste somit am Abend nicht noch lange nach einem idealen Parkplatz für den Bus suchen.
Herzlich begrüsst durch den Kapitän des Schiffes, Albert, und einem Teil seiner Besatzung, wurden wir mit einem feinen Apéro und anschließendem Abendessen verwöhnt. Nach dem Essen sorgte der Bordmusiker Oleksyi für eine gute Stimmung und einige Gäste wagten sich, trotz des langen Tages, noch auf’s Tanzparkett.

Der nächste Tag stand ganz im Zeichen der Tulpen, der „Keukenhof“ war unser Ziel. Im 15. Jahrhundert als Küchengarten eines einfachen Landgutes genutzt, entstand 1857 durch den Landschaftsarchitekten Jan David Zocher der Gartenplan für das Schloss Keukenhof, das 1642 erbaut worden war. Der englische Landschaftsgarten, den er damals schuf, bildet noch heute die Grundlage des Parks. Auf Anregung einer Gruppe von Blumenzwiebelzüchtern hin wurde der Keukenhof 1949 als Frühlingsblumenschau eingerichtet, um ihnen Gelegenheit zu geben, ihre Pflanzen vorzustellen. Seit 1959 ist der Gartentraum aus Tulpen, Narzissen, Hyazinthen, Orchideen und zahlreichen Baum- und Straucharten der Öffentlichkeit zugänglich. Auf insgesamt 15km Wegen, mit verschiedenen Pavillons mit wohlklingenden Namen der niederländischen Königsfamilie, Willem Alexander, Juliane, Beatrix oder Wilhelmina fällt man regelrecht in einen Farbenrausch von rot, über gelb, orange, bordeaux, blau, grün und weiteren wunderbaren Kombinationen.

Jedes Jahr werden ca. 4,5 Millionen Blumenzwiebeln, die in dem sandigen und kalkhaltigen Boden gut gedeihen, in 100 Variationen auf’s Neue von Hand gepflanzt. Acht Wochen lang, von Mitte März bis Mitte Mai besuchen jeden Tag ca. 20‘000 blumenbegeisterte Touristen diese farbenfrohe Gartenschau. Zahlreiche Verpflegungsstände, Ruhebänke und natürlich auch Souvenirshops laden zu einem, trotz zahlreicher Besucher, gemütlichen Besuch ein.
Nach Rückkehr zu unserem Hotelschiff stand eine 3-stündige Rundfahrt nach Hoek van Holland an. Gemütlich glitt unsere „MS Olympia“ bei herrlichem Sonnenschein durch die Wasser der
Neuen Maas (Nieuwe Maas), einem nördlichen Nebenfluss des Rheins, an deren beiden Ufern die Stadt Rotterdam liegt.
Hoek van Holland, auf deutsch „Ecke von Holland“ ist ein Stadtbezirk von Rotterdam, der sich aber den Charakter eines kleinen Küstenstädtchens bewahrt hat. Es liegt in Südholland an der Hauptmündungsstelle des Rheins. Dieser Stromabschnitt des Rheins heißt aus flussgeschichtlichen Gründen hier Oude Maas (Alte Maas) und wurde 1872 zum Nieuwe Waterweg (Neuer Wasserweg) ausgebaut.
Wenn man allgemein von Holland spricht und damit das ganze Land meint, ist dies nicht ganz korrekt. Holland (aufgeteilt in Noord-Holland und Zuid-Holland) ist nur einer der 12 Provinzen des Landes Niederlande.

Der nächste Tag stand im Zeichen einer morgendlichen Stadtrundfahrt in Rotterdam. Mit viel Charme, Witz und einer unermüdlichen Energie führte uns Marianne, die einheimische lokale Reiseleiterin, durch die zweitgrösste Stadt der Niederlande. Der Name Rotterdam wurde erstmals 1283 erwähnt, als durch die Trockenlegung der Mündung der Rotte (eines weiteren Nebenflusses im Rheindelta) ein kleines Stück Land neu gewonnen wurde.
Sei es der Hafen mit seinen ehemaligen Speicherhäusern, dem altehrwürdigen „Holland Amerika Hotel“, das nach wie vor einen Hauch von Fernweh ausstrahlt oder das an diesem Tag am Pier vertäute Riesenkreuzfahrtschiff „Nieuw Statendam“ der „Holland America Line“ – es gab viel zu sehen und photographisch festzuhalten. Besonders Erstaunen löste das „Depot“ aus, mit korrektem Namen „Museum Boijmans Van Beuningen“, ein komplett mit Spiegeln verkleideter Bau, in dem ca. 150‘000 Kunstobjekte sicher und nachhaltig gelagert werden. Der Nachmittag stand den Gästen für eigene Erkundigungen zur freien Verfügung. Besonders sehenswert sind im Stadthafen auch die sog. Kubushäuser, eine ungewohnte Bauweise, bei der man das Gefühl hat, die Häuser stehen auf dem Kopf oder die Markthalle mit ihren zahlreichen Verpflegungsständen mit kulinarischen Köstlichkeiten aus aller Welt.

Auch an diesem Tag durften wir wieder eine 3-stündige Schifffahrt zu den Windmühlen von „Kinderdijk“ (Kinderdeich) geniessen. Diese Mühlen wurden vor allem zur Entwässerung der sog. Polder, das sind die Flächen zwischen zwei Deichen, genutzt und weniger zum Mahlen des Korns. Woher der der Name „Kinderdijk“ kommt, ist nicht restlos geklärt. Es gibt verschiedene Erklärungen:
– Bei der Elisabethenflut 1421 soll eine Wiege mit einem weinenden Kind und einer Katze unversehrt auf den Deich gespült worden sein.
– Eine andere Legende besagt hingegen, dass der Deich durch Kinderarbeit entstanden sein soll.
– Eine weitere Erklärung ist, dass der betreffende Deich im Vergleich zu den umliegenden Deichen niedriger war. Der Deich war daher ein kleineres Exemplar, also ein „Kind“.
Da es am nächsten Tag bereits wieder nach Hause ging, durften wir am Abend, nach dem Abschiedsapéro mit dem Kapitän und seiner Besatzung ein letztes, elegantes 5-Gänge-Dinner geniessen. Nach dem Kofferladen, einem letzten Blick zurück auf die „MS Olympia“ und mit vielen schönen Erinnerungen im Gepäck führte uns Ruedi sicher an die diversen Ausstiegsstellen zurück.
Wir bedanken uns für die schöne, gemütliche Reise und freuen uns auf ein Wiedersehen bei Käse, Holzschuhen, Windmühlen und Tulpen !
„Hartelijk dank“
Gisela, Ruedi und unser „Schnupperli“ Livia
