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Sommer in Island mit Luzius Thürlimann

Bericht vom 17. – 22. Juli 2024                      

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Luzius Thürlimann 1

Luzius Thürlimann

Reiseleiter
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Sommer in Island

„Wo sind wir hier gelandet?“ fragen sich einige Mitglieder der Car-Tours-Reisegruppe, als uns der Bus vom Flughafen Keflavik nach Reykjavik bringt. Um uns breitet sich eine öde, baumlose Lavawüste aus. Die Konturen der weiten Landschaft verschwimmen im Regengrau. Wir fahren über die Reykjanes-Halbinsel, eine der vulkanisch aktivsten Gegenden Islands. Letzten Dezember gingen die Bilder von den Erdbeben und Eruptionen im nahe gelegenen Städtchen Grindavik um die Welt. Seither kommt die Erde in dem Fischerort nicht zur Ruhe. Es ist fraglich, ob die evakuierten Bewohner je wieder in ihre Häuser zurückkehren können.

Als sich unser Bus Reykjavik nähert, wird die Landschaft grüner. Moderne Wohn- und Geschäftshäuser in den Aussenquartieren zeugen vom wachsenden Wohlstand der Isländer. Unser freundlicher und umsichtiger Fahrer Alfred bringt uns zum Hotel Cabin, wo wir während unseres Aufenthalts wohnen werden. Das Haus bietet kompakte, blitzblanke und helle Zimmer, ein reichhaltiges Frühstücksbuffet und einen unkomplizierten Service. Die Car-Tours-Gäste nutzen die nahe gelegene Promenade am Meeresufer für ihre Spaziergänge. Ins Stadtzentrum sind es gute zehn Gehminuten. Noch näher liegt das sogenannte Höfði, das Gästehaus der isländischen Regierung. 1986 trafen sich hier Ronald Reagan und Michail Gorbatschow zu einem Gipfelgespräch und läuteten das Ende des Kalten Krieges ein.

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Am Vormittag unseres ersten ganzen Urlaubstags lernt unsere Reisegruppe in Begleitung der kundigen lokalen Führerin Lian Siekman Reykjavik kennen. 140’000 Menschen leben in dieser nördlichsten Hauptstadt der Welt. Mit seinen bunten Häuschen, den vielen kleinen Geschäften, Restaurants und Bars versprüht Reykjaviks Zentrum ein sympathisches Kleinstadtambiente. Eher urban muten die Beton-, Stahl- und Glasbauten in der Umgebung an. Zwei wichtige Bauwerke dürfen auf unserer Stadtbesichtigung natürlich nicht fehlen: Die imposante Hallgrimskirche thront auf einer Anhöhe über der Stadt. Ihre Hauptfassade besteht aus basaltartigen Säulen und erinnert an die vulkanischen Ursprünge Islands. Unten am Meeresufer bewundern wir die «Harpa», das futuristische Konzert- und Konferenzhaus. Die Bauphase des 160 Mio. Euro teuren Kulturpalasts in den Jahren 2008 bis 2011 fiel mitten in die isländische Finanzkrise. Die private Baugesellschaft ging Konkurs, der Bau ruhte über mehrere Monate und wurde schliesslich durch den Staat vollendet. Unsere Teilnehmer bestaunen die wabenartige Struktur der Aussenfassade, die je nach Lichteinfall in verschiedenen Farben schimmert, und das ganz in Schwarz gehaltene Foyer. Irgendwie fühlt man sich an das KKL in Luzern erinnert.

Am Mittag verziehen sich die düsteren Wolken, die bisher für kräftigen Regen gesorgt haben, und machen der Sonne Platz. Die ohnehin gute Stimmung unserer Gruppenmitglieder schlägt definitiv in einen entspannten Ferienmodus um. Am freien Nachmittag erhalten einige Teilnehmer beim Besuch des virtuellen Flugs „Fly over Iceland“ einen Vorgeschmack auf die vielfältigen Landschaften der Insel im Nordatlantik. Andere bestaunen bei der Lava-Show das glühende flüssige Gestein aus nächster Nähe.

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Die meisten Mitglieder unserer Reisegruppe sind zum ersten Mal in Island. Was das Land so einzigartig und unverwechselbar macht, erleben sie auf dem Ausflug an die Südküste am folgenden Tag. Die Landschaft ausserhalb der Hauptstadt präsentiert sich weit, menschenleer und sattgrün. Wir blicken durch die Busfenster auf ein Land, das immer noch so aussieht wie vor Jahrmillionen, als es durch die Kräfte der Vulkane entstand. Das atlantische Wetter zaubert stetig neue Wolkenformationen an den Himmel. Sonne und Schatten wechseln sich ab und tauchen die Landschaft in unterschiedliches Licht. Unsere Lokalführerin Lian erzählt uns auf der Fahrt viel Wissenswertes über die Natur und Kultur Islands.

Wir Schweizer sind mit Wasserfällen verwöhnt. Beim Besuch des Skógafoss müssen wir jedoch eingestehen, dass es die Isländer in diesem Punkt mit uns aufnehmen können. Über eine scharfe Felskante stürzt der Skógá-Fluss 62 Meter in die Tiefe. Wir staunen, wie der Gischtschleier im Sonnenschein in allen Regenbogenfarben schillert. Im benachbarten hübschen Heimatmuseum von Skógar können wir die verschiedenen Facetten des isländischen Alltags hautnah erleben. Wie einfach hat man doch in diesem Land noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelebt!

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Nach der Mittagspause am schwarzen Lavasandstrand von Vík, dem südlichsten Punkt Islands, fahren wir zur Gletscherzunge des Sólheimajökull. Auf der kurzen Wanderung sehen wir den Gletscher und den vorgelagerten See, auf dem mächtige Eisbrocken treiben. Während die Schweizer Gletscher kaum auf 2300 Meter herunterreichen, erstrecken sich die Gletscher Islands noch fast bis ans Meer. Doch auch die isländischen Gletscher geraten durch den Klimawandel immer mehr in Bedrängnis. Das Tagesprogramm beschliessen wir mit einem Halt am Seljalandsfoss. Über einen 60 Meter hohen Felsen stürzt dieser Wasserfall in einen grünen See. Das Besondere ist, dass man die herabkommenden Fluten auf einem Rundweg auch von hinten bestaunen kann. Das feuchte Erlebnis hat bei einigen unserer Teilnehmer schon fast die abendliche Dusche ersetzt.

Am folgenden Tag machen wir uns bei Prachtwetter zum „Goldenen Ring“ auf, dem Klassiker unter den Islandausflügen. Erste Station ist Þingvellir. Der Nationalpark an Islands grösstem See ist geologisch und historisch bedeutsam. Hier verläuft der Grabenbruch, an dem die nordamerikanische und die eurasische Erdplatte aufeinandertreffen. Island verdankt dieser gut sichtbaren Erdspalte sein Entstehen und seinen Vulkanismus. In Þingvellir, was auf Deutsch „Versammlungsplatz“ heisst, traten die frühen Siedler Islands, die Wikinger, im Jahr 930 erstmals zu einer Art Landsgemeinde zusammen, um demokratisch über die politischen Geschicke ihres Landes zu entscheiden.

Vulkanische Aktivitäten begegnen uns auch bei den Geysiren. Rauch zieht über das Gelände, es riecht nach Schwefel. Überall blubbert in Erdlöchern kochendes Wasser. Der Star unter den Geysiren ist natürlich der Strokkur. Zuverlässig spuckt er sein Wasser im Sechsminutenrhythmus nach oben. Gespannt warten wir mit unseren Handy-Kameras auf den entscheidenden Moment, um die 15 bis 30 Meter hohe Fontäne einzufangen. Den Höhepunkt unserer heutigen Rundfahrt bildet der spektakuläre Gullfoss, der goldene Wasserfall. Im Unterschied zu anderen Kaskaden bietet sich die beste Aussicht nicht von der Basis des Wasserfalls, sondern von oben. Aus einer weiten Ebene stürzt der breite Hvítá-Fluss in zwei Stufen über 32 Meter in eine tiefe Schlucht. Welcher der besuchten Wasserfälle war nun der schönste? In der Gruppe sind wir uns nicht einig.

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Auch auf dem „Goldenen Ring“ hat uns die lokale Führerin Lian auf kompetente und angenehme Weise begleitet und uns umfassend über die Geschichte, Geografie, Brauchtum, Politik und Wirtschaft Islands informiert. Fachkundig beantwortete sie auch die Fragen der interessierten Teilnehmer.

Der letzte volle Reisetag in Island steht den Car-Tours-Gästen zur freien Verfügung. Einige brechen zur Walsafari vor Reykjaviks Küste auf, wo sie beeindruckende Begegnungen mit Buckel- und Zwergwalen haben. Die grossen Meeressäuger kommen zum Atmen an die Oberfläche und strecken beim Abtauchen elegant ihre Schwanzflosse in die Höhe. Am Nachmittag gönnen sich die meisten von uns eine Wellness-Auszeit. Wir fahren zur Sky Lagoon, einem grossen Thermalbad direkt am Atlantik. Unsere Teilnehmer geniessen den Abend im 38 Grad warmen Becken mit Meerblick und lassen ihr Islanderlebnis bei einem Drink von der Poolbar ausklingen.

Pünktlich bringt uns die Icelandair am nächsten Morgen von Reykjavik zurück nach Zürich. Die Insel aus Feuer und Eis hat uns fasziniert und mit prächtigem Wetter verwöhnt. Getreu dem Motto von Car-Tours sind wir in bester Gesellschaft gereist. Entsprechend herzlich verabschieden wir uns von den anderen Mitgliedern der Gruppe und freuen uns auf ein baldiges neues Reiseerlebnis.

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