Osterflussfahrt, zur Tulpenblüte nach Holland mit Gisela Jähn
Gisela Jähn
Osterflussfahrt – zur Tulpenblüte nach Holland
Wenn man gegen Ende März keine Lust mehr auf Schnee hat und den neuerwachenden Frühling herbeisehnt, dann ist es Zeit, eine Busfahrt mit Car Tours nach Holland zur Tulpenblüte zu buchen.
86 Personen sind diesem Ruf gefolgt und haben am Karfreitag die Fahrt nach Köln angetreten. Unsere Flussfahrt-Route sollte uns innert 6 Tagen von Köln nach Amsterdam führen. Mit 2 Bussen der Firma Zerzuben mit den beiden Chauffeuren Daniele und Christoph ging es frühmorgens ab Sargans bzw. St. Gallen Richtung Norden. Da uns der Feiertag in Sachen Verkehr freundlich gesinnt war, d.h. kaum Camions auf der Strecke, erreichten beide Busse fast zeitgleich gegen 17 Uhr die innerstädtische Schiffsanlegestelle „Trank 5“ am Kölner Rheinhafen. Da uns noch etwas Zeit bis zur Sicherheitsschulung blieb, nützten die Gäste die Möglichkeit, einen kurzen Spaziergang zum Kölner Dom, der sich in unmittelbarer Nähe des Hafens befindet, zu unternehmen.
Nachdem wir vom Hotelmanager des Schiffes, Andreas in die Sicherheitsvorschriften des Schiffes eingewiesen wurden, begrüsste uns ein Teil der Crew, inklusive dem Kapitän Nelo, mit einem Glas Prosecco und einem Amuse bouche auf das herzlichste an Bord.
Unser schwimmendes Hotel für die nächsten 5 Nächte, die MS „Amadeus Riva“ bietet alles, was man sich unter einem 5-Sterne Schiff vorstellt. Von den luxuriösen Kabinen, über eine Panoramabar mit Livemusik zum Apéro bis spät in die Nacht, ein festlich eingedecktes Restaurant, in dem wir täglich zum Frühstück, Mittagessen, Kaffee und Kuchen am Nachmittag, Abendessen und einem Spätimbiss auf das Herrlichste verwöhnt wurden, einen Massageraum und nicht zuletzt einen Fitnessraum, in dem man allenfalls die „bösen“ Hüftpölsterchen wieder loswerden konnte.
Die MS „Amadeus Riva“ wurde 2023 gebaut, ein junges Schiff also, ist 135 Meter lang (das Maximum an Länge, was ein Flussschiff haben darf) hat 4 Decks und Kapazität für maximal 158 Passagiere. Über 40 äusserst zuvorkommende, stets lächelnde Mitarbeiter, mehrheitlich aus Indonesien stammend, kümmerten sich 24 Stunden um uns und erfüllten uns, im Rahmen der Möglichkeiten, jeden Wunsch.
Um 20 Uhr hiess es zum ersten Mal „Leinen los“ und das Schiff nahm Kurs Richtung Niederlande, in die Stadt Nijmegen. Die Niederlande werden umgangssprachlich meist nur als Holland bezeichnet, was nicht ganz korrekt ist, da sich der Name Holland eigentlich nur auf den nordwestlichen Teil des Landes bezieht. Zum Gebiet der Niederlande gehören neben den 12 Provinzen des europäischen Teils die Karibikinseln Bonaire, Sint Eustatius und Saba. Weitere karibische niederländische Gebiete sind kein Teil des Landes, sondern autonome Länder im Königreich der Niederlande – Aruba, Curaçao und Sint Marteen.
Der nächste Morgen gehörte der hübschen Stadt Nijmegen, eine der ältesten Städte des Landes, die uns von unseren vier lokalen Reiseleitern Robert, Jan, Dagmar und Rianne bei einer 1 ½- stündigen Tour zu Fuss gezeigt wurde. Auf dem Markt konnte, wer wollte, anschliessend diverse lokale Köstlichkeiten degustieren, u.a. Käse oder die berühmten, frisch zubereiteten „Stroopwafeln“ (Sirupwaffel). Sie bestehen aus zwei runden, aufeinander liegenden Teigwaffeln mit einem Durchmesser von etwa 10 Zentimetern, zwischen denen sich eine Füllung aus Caramel befindet.
Die Stroopwafel wurde im 19. Jahrhundert in Gouda erfunden und wird traditionell mit Kaffee,Tee oder Kakao konsumiert. Häufig wird sie vor dem Verzehr auf die Tasse gelegt, um sie zu erwärmen und so den Sirup zu verflüssigen.
EIN oder DAS Highlight dieser Reise ist der Besuch des „Keukenhof“. Von Rotterdam aus fuhren wir mit dem Bus zur berühmten Tulpenschau in die Stadt Lisse in der Provinz Südholland. Der Keukenhof, in deutsch Küchengarten, hat eine Fläche von 32 Hektar und jedes Jahr werden neu 4,5 Millionen Blumenzwiebeln in 100 Variationen von Hand gepflanzt. Im 15. Jahrhundert war das Gebiet, in dem sich der Keukenhof befindet, noch unberührte Natur und ausser zur Jagd wurde das Landgut dafür genutzt, Kräuter für die Schlossküche anzubauen. Erst im Jahre 1857 erstellte ein Landschaftsarchitekt den Gartenplan für das Schloss, aus dem sich im Wandel der Zeit der heutige Blumengarten entwickelte. Die Hauptblume ist die Tulpe, das Aushängeschild schlechthin für die Niederlande, aber auch Hyazinthen, Narzissen, Chrysanthemen und Fresien blühen in diversen Farben. Heuer, 2024, feiert der Keukenhof sein 75-jähriges Jubiläum und dazu haben sich die Landschaftsgärtner, die man neidlos als Künstler bezeichnen muss, speziell phantasievolle Sujets in vielen bunten Farben ausgedacht.
Über Nacht fuhr die MS Amadeus RIVA weiter nördlich nach Hoorn, einem bezaubernden kleinen Städtchen, in dem man sich 150 Jahre zurück wähnte. Von Hoorn aus ist im Jahre 1616 der Seefahrer Willem Schouten aufgebrochen, um als Erster die Südspitze Südamerikas zu umrunden und so den Pazifik zu erreichen. Das ist ihm gelungen und seit damals wird dieser Landstrich „Cap Hoorn“ genannt. Das Stadtbild wird geprägt von ehemaligen, zum Teil windschiefen Fischerhäusern, Standbildern von berühmten Söhnen der Stadt und zahlreichen Schiffen, die die besten Jahre schon hinter sich haben.
Über das Markermeer, dabei handelt es sich nicht um ein Meer im eigentlichen Sinn, sondern einen 700km2 grossen, bis 4 Meter tiefen See, da „Meer“ auf holländisch „See“ heisst. Er entstand 1976 durch den Bau des „Houtribdeich“ von Enkhuizen nach Lelystad. Dieser trennt das Markermeer im Nordosten vom IJsselmeer. Ursprünglich sollte das Markermeer in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts trockengelegt werden, jedoch hat sich die Region inzwischen als Freizeitgebiet etabliert, so dass die Umsetzung dieses Planes unwahrscheinlich ist.
Vorbei an der „Käsestadt“ Edam und Voledam erreichten wir am Nachmittag die niederländische Hauptstadt Amsterdam. Obwohl Amsterdam die bevölkerungsreichste und grösste Stadt mit ca. 820‘000 Einwohnern (und ca. 1,7 Millionen Velos) ist, ist sie nicht Regierungssitz. Dieses Privileg hat die Stadt Den Haag inne, ungefähr 60 km südwestlich gelegen, mit ca. 520‘000 Einwohnern.
Einen ersten Eindruck dieser quirligen Stadt, in der 180 Nationen vertreten sind, konnten die Gäste nach Anlegen des Schiffes auf eigene Faust bekommen. Wenn von Amsterdam die Rede ist, denken viele Menschen zuerst an legales Hasch oder das zwielichtige Rotlichtmilieu mit den leichtbekleideten Damen in den Schaufenstern. Ja, es stimmt schon, es gibt diese Etablissements zu Hauf und bei einem harmlosen Spaziergang durch die Fussgängerzonen steigt einem unweigerlich der bekannte süssliche Geruch des Marihuanas ungewollt in die Nase. Sie werden „Coffeshops“ genannt aber Kaffee ist das Letzte, was in diesen Läden serviert wird !
Amsterdam hat aber auch seine schönen „züchtigen“ Seiten in Form von Grachtenkanälen, wunderschönen Museen und modernen Bauten. Dies alles durften wir am Folgetag bei einer Stadtrundfahrt und einer Grachtenfahrt erleben. Gracht ist der allgemeine Begriff für Kanal oder Wassergraben und in den Niederlanden werden schmale, künstlich angelegte Wasserwege als solche bezeichnet. In Amsterdam durchziehen sie die gesamte Innenstadt in mehreren Ringen, die von zahlreichen Brücken überspannt sind. Das über 80 km lange Grachtennetz Amsterdams wurde ab 1612 zum bequemen An- und Abtransport von Waren zu den direkt daran errichteten Lager- und Kaufmannshäusern sowie zur Entwässerung und Verteidigung angelegt. Grachtenmauern sind in der Regel mit Ulmenbäumen bepflanzt, da deren Wurzeln vertikal nach unten wachsen und so die Wände nicht beschädigen.
Bis zum Gala-Abendessen am letzten Abend blieb nochmals Zeit für eigene Entdeckungen. Sei dies bei einem Besuch im Rijksmuseum, wo Rembrandt’s berühmtestes Werk, die „Nachtwache“ hängt, eine Besichtigung des Anne Frank Hauses, für die ganz Wagemutigen eine Schaukelrunde hoch oben auf dem ehemaligen „Shellgebäude“ oder eine ausgedehnte Shoppingtour – für alle ist etwas dabei.
Nach einem exklusiven Abendessen verabschiedete sich die gesamte Crew, sowie wir es vom „Traumschiff“ kennen – mit Musik und einem Eisdessert, Kerzen, Musik und einem Abschiedslied. Bei manch einem ist dabei ein kleines Tränchen gekullert. Man musste Abschied nehmen von Menschen die man in kurzer Zeit ins Herzgeschlossen hat.
Der letzte Tag begann früh, lagen doch knappe 900km vor uns, bevor wir die Gäste zu später Stunde an ihren Ausstiegsorten verabschieden mussten.
Unter dem gleichen Motto, wie die Reise angefangen hatte, möchte ich sie auch verabschieden:
„Wenn der Frühling kommt, dann schick ich Dir……TULPEN AUS AMSTERDAM „
In diesem Sinn bedanken wir uns bei allen Reiseteilnehmern – es war wunderbar mit Euch
Bis irgendwann und irgendwo wieder
Herzlichst
Gisela, Daniele und Christoph