Ein Wochenende in Mailand mit Viola Schärer

Viola Schärer
Ein Wochenende in Mailand
Ich durfte diese Reise begleiten und freute mich besonders auf das Navigli Viertel (mehr dazu später).
Mit unserem Chauffeur Marco und einem komfortablen Zerzuben Bus fuhren wir mit “ nur“ 30 Min. Stau durch den Gotthardtunnel, danach teilweise sogar auf der Überholspur die Leventina runter, vorbei an den lächelnden Gesichtern der italienischen Zöllner, hinein ins Bella Italia.
Den strömenden Regen liessen wir zurück in der Schweiz und verbrachten die 3 Tage bei blauem Himmel, Sonnenschein und sommerlichen 27 Grad Celsius.
Im Bus ist die beste Gelegenheit sich kennenzulernen. Schon zu Beginn waren wir alle per Du und wir sangen zusammen ein “ Happy Birthday“ für unseren Geburtstagsgast Milan. Schnell entstand eine Gruppendynamik, die mich immer wieder fasziniert. Nach dem ersten Beschnuppern blieb auch Zeit, um die Aussicht während der Fahrt zu geniessen. Obwohl entlang der Autobahn, erblickte man doch ab und zu eine Sehenswürdigkeit, erhaschte einen Blick auf den Luganersee oder lauschte meinen Erklärungen über die Kaffeekultur in Italien. 😉
Kurz nach Mittag erreichten wir die Hauptstadt der Lombardei: Mailand.
Im Hotel Ramada Plaza**** bezogen wir unsere Zimmer, gönnten uns eine kleine Verschnaufpause, bevor Marco uns mit dem Bus mitten ins Zentrum von Mailand fuhr. Ganz in der Nähe der berühmten Mailänder Scala und dem imposanten Dom befindet sich das Caffè dell ‘Opera, wo für unsere Gäste die ganze obere Etage reserviert worden war und wir einen Mailänder Aperitif geniessen konnten, ganz «entre nous»! Aperol- oder Campari Spritz, auch Limoncello Spritz oder ein Bier- angestossen wurde mit Allem und Allen. Salute!
Müde fuhren wir danach zurück ins Hotel und ich traf die meisten noch auf der Terrassen Bar zu einem Schwatz bei immer noch warmen Temperaturen, bevor wir dann dem kugelrund – weiss leuchtendem Vollmond ein buona notte schickten.

Ausgeschlafen und gestärkt am reichhaltigen Frühstücksbuffet (mit Sekt) trafen wir im Bus wieder unseren Fahrer Marco und Fausta, eine waschechte Mailänderin, die uns ihre Stadt auf einer interessanten Stadtführung vorstellte.
Mailand hat sich erst seit der Weltausstellung Expo 2015, die unter dem Motto Feeding the Planet, Energy for life (den Planeten ernähren, Energie für das Leben) stattfand, so langsam zu einer Touristenstadt entwickelt. Infolge der Ausstellung wurden vermehrt Grünanlagen, bepflanzte Balkone auf Hochhäusern (Bosco Verticale) und Fussgängerzonen angelegt.
Wir staunten nicht schlecht, als wir das moderne Gebäude der Uni Crédit erblickten – den Torre Unicredit mit einer Höhe von 231 Meter das höchste Gebäude Italiens. Wo einst nur Industrie war, befinden sich heute modernste Gebäude von weltbekannten Firmen. Ausser in New York/ Manhattan, sah ich selten so Riesenplakate mit Werbung an den Hausfassaden. Nach der Busfahrt gingen wir zu Fuss auf Entdeckungen. Im Gegensatz zu dem modernen Stadtteil durchquerten wir nun das Castello Sforzesco, das im 14. Jahrhundert als Verteidigungsburg mitten im Herzen von Mailand gebaut wurde. Die Anlage befindet sich im Schlosspark parco sempione (Simplonpark), mit über 47 Hektaren der grösste Park Mailands.

Der Name ehrt den Simplonpass der in die Schweiz führt! Wir lauschten den Erzählungen von Fausta, allerdings, als wir in der Fussgängerzone die Via Dante entlang den exklusiven Modegeschäften zum Dom spazierten, waren die Blicke mehrheitlich in die Schaufenster gelenkt. Bis wir dann den imposanten Dom vor uns sahen. Wow!
Mit seinen 157 Metern Länge, 92 Metern Breite und einer Höhe von 108 Metern übertrifft er viele andere Kirchen nicht nur in Italien, sondern weltweit. Nach dem Petersdom im Vatikan und der Kathedrale von Sevilla ist der Mailänder Dom die drittgrößte Kirche der Welt. Wir hatten Tickets und konnten den Dom auch von innen besichtigen und bestaunten ehrfürchtig die vielen farbigen Fenster, die durch die Sonne noch heller leuchteten. Es dauerte fast sechs Jahrhunderte, bis der Mailänder Dom fertiggestellt war. Kaum vorstellbar, oder?
Durch die Galleria Emanuele ll führte uns Fausta zur Mailänder Scala. Dort hatten wir alle die exklusive Gelegenheit, uns in eine Loge der berühmten Mailänder Scala zu setzen. Wir schlossen kurz die Augen und stellten uns vor, die Stimme von Maria Callas zu hören- aber es blieb beim Traum. Nach der interessanten Führung hatten alle noch Gelegenheit selbständig etwas zu unternehmen, vielleicht sich ein edles Parfum zu kaufen in der Galleria Vittorio Emanuele ll? Ich setzte mich in der Nähe des Piazza Scala ins Lavazza Caffè und gönnte mir ein leckeres Himbeertörtli, serviert mit goldenem Besteck und Goldstaub auf den Beeren – natürlich zu einem goldenen Preis, diesmal ein wirklicher Traum!
Am Abend fuhr uns Mario zur Osteria Sant Eustorgio im Navigli Viertel. Dort wurde uns ein wunderbar sämiges und körniges Mailänder Risotto serviert, zubereitet mit Safran und mit Parmigiano verfeinert. Da bekommt die Schreiberin doch glatt wieder Hunger 😉
Vorab gabs ein Teller Salumi und zum Dessert ein Tiramisu- ein bisschen mehr Likör hätte wohl nicht geschadet…
Fast schon zur Routine geworden, traf ich später wieder einige der Gäste an der Hotelbar. Marco, unser Chauffeur war aber meist früh im Bett- Kräfte tanken für den nächsten Tag.

Den Sonntagmorgen verbrachten wir dann bei blauem Himmel und Sonnenschein im Navigli Viertel. Da Mailand an keinem bedeutenden Fluss liegt, wurden vor fast 1000 Jahren die Kanäle künstlich angelegt. Der Bau des Systems von Kanälen und Wasserstraßen dauerte sieben Jahrhunderte und wurden teils von Leonardo da Vinci mitgeplant.
Das Viertel ist nach den gleichnamigen Kanälen benannt, die ursprünglich für den Warentransport genutzt wurden.
Der Naviglio Grande ist der älteste Naviglio Mailands. Er wurde in den Jahren 1177 bis 1257 gebaut und bezieht sein Wasser aus dem Ticino. Über 50 km lang, diente er als Transportweg zwischen Mailand und dem Lago Maggiore. Auf diesem Schiffsweg wurden die schweren Marmorblöcke für den Bau des Mailänder Doms ins Zentrum von Mailand transportiert.
An den Ufern des Naviglio lebten einst Arbeiter und Handwerker. Heute ist es ein romantisches Viertel zum Bummeln und Chillen. Es gibt Künstlerateliers, kleine Boutiquen, viele kleine Restaurants und romantische Bars. Abends herrscht hier Heiterkeit und Trubel, während man tagsüber entspannt dem Kanal entlang schlendern kann.
So konnten wir in Mailand noch einen gemütlichen Vormittag noch geniessen, einen Cappuccino trinken mit einem der süssen Gipfeli die so typisch sind in Italien. Ein paar Damen fuhren mit der Metro nochmals Richtung Dom und ich entdeckte später im Bus ihre Gucci Einkaufstaschen, na da hat sich das Wochenende bestimmt gelohnt!
Mir persönlich hat das Navigli Viertel sehr gefallen, fast wie klein Venedig mit den niedrigen Brücken. Wieder etwas Neues entdeckt!

Am Mittag fuhren wir wieder zurück in die Schweiz und stellten fest, dass dies noch viele andere Autos auch wollten und es deshalb vor dem Gotthard Tunnel ca. 4km Stau gab. Marco entschied kurzerhand über den Gotthardpass zu fahren, was uns natürlich eine großartige Panorama Fahrt bescherte und wir wieder einmal die Teufelsbrücke in der Schöllenenschlucht erblickten. So erreichten wir schliesslich Luzern und all die anderen Stationen, wo unsere Gäste ausstiegen, und zum Schluss verabschiedete ich mich in Basel von unserem Chauffeur Marco und bedankte mich für die gute Fahrt und die angenehme Zusammenarbeit.
Danke euch allen für das großartige und unterhaltsame Wochenende in Mailand und ich hoffe, wir erobern noch viele weitere Städte!
„Die Welt gehört dem, der sie genießt“ Giacomo Leopardi
Viola


