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Cinque Terre – Elba – San Gimignano mit Roswitha Gassmann

Bericht vom 27. September – 1. Oktober 2021| Bus Nummer 3                             

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Es berichtet für Sie unsere Reiseleiterin

Cinque Terre – Elba – San Gimignano mit Roswitha Gassmann 2

Roswitha Gassmann

«Was suchen wir andere Länder unter anderer Sonne? Entkommt, wer sein Land hinter sich lässt, sich selber?» von Horaz

Reisehit 191 | 4-tägige Reise
6. - 9. April 2025 (Frei) | 11. - 14. Mai 2025 (Frei) | 14. - 17. September 2025 (Frei) | 12. - 15. Oktober 2025 (Frei) | 19. - 22. Oktober 2025 (Frei)

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Cinque Terre – Elba – San Gimignano – eine Reise ins Glück

 

Die Augen sind noch etwas klein an diesem Montagmorgen, aber alle Gäste sind gut gelaunt und freuen sich auf fünf Tage Italien. Endlich wieder reisen können. Den Sommer um ein paar Tage verlängern. Da nimmt man auch das Vorweisen des Covid-Zertifikates in Kauf.

Wir beginnen unsere Reise in Biel, ab Martigny ist die Gruppe vollständig und ich freue mich über die offenen, strahlenden Gesichter meiner neugierigen Schar. Obwohl die Wetteraussichten ursprünglich etwas trüb waren, scheint die Sonne, als wir über den Grossen Sankt Bernhard fahren. Das Aostatal zeigt sich uns in seiner ganzen Schönheit: Die aus Stein erbauten Häuser sind immer noch mit blühenden Geranien herausgeputzt, die schieferbedeckten Dächer glänzen in der Sonne. Ringsherum Hügel, auf denen laut Wikipedia rund 100 Schlösser, Burgen und Festungen trutzen.

Das Aostatal, das ursprünglich sowohl französisch- wie auch deutschsprachig war, wurde von Mussolini zwangsitalianisiert, daher sprechen heute die meisten Valdostaner italienisch. Valdostaner nennen sich die Leute im Aostatal. Die Region geniesst ein Sonderstatut in Italien und ist weitgehend autonom. Die Menschen leben noch heute von der Landwirtschaft und dem Weinanbau. Allerdings würden diese beiden arbeitsintensiven Zweige ohne ImmigrantInnen kaum gut funktionieren, denn viele ValdostanerInnen sind nach Norden gezogen, nach Genf, nach Paris. Der wichtigste Wirtschaftszweig ist jedoch der Tourismus. Der Mont Blanc (mit 4808 m der höchste Alpengipfel) sowie der Monte Rosa (4634 m), wie auch der Nationalpark Gran Paradiso ziehen Wanderer und Alpinisten an, während berühmte Skiorte wie Courmayeur Skifahrer in ihre Gebiete locken.

Das Mittagessen hat Car-Tours im Restaurant Castillo in Montjovet für uns reserviert. Für 15 € erhalten wir Pasta – das übliche «primo piatto» – einen hervorragenden Truthahnbraten, ein Viertel Wein, Wasser und Kaffee und weiter geht’s Richtung Toscana, nach Marina di Pietrasanta, wo wir vier Nächte lang wohnen werden.

Hadi, unser Fahrer, bringt uns sicher an unsere Zieladresse, er ist ein hervorragender Fahrer und hat immer ein Lächeln auf den Lippen. Wir mögen ihn alle sehr gerne. «La Pigna» ist ein hübsches, kleines Hotel in der Nähe des Strandes. Es ist sehr gepflegt, Böden und zum Teil gar die Wände sind aus Marmor, die Zimmer hübsch eingerichtet. Wir fühlen uns gut.

Elba, Napoleons Insel

Nach einem typisch italienischen Frühstück geht’s buchstäblich auf zu neuen Ufern: Die Insel Elba steht auf dem Programm. Der Mittelmeerküste entlang fahren wir nach Piombino, dem Fährschiffhafen. Von hier legen die Fähren nach Elba und Korsika ab. Unsere Überfahrt dauert eine Stunde, die See ist ruhig und das Wetter ist uns wiederum hold. Wir lassen unsere Haare im Winde wehen, die FotografInnen suchen nach Sujets und wieder andere strecken einfach ihr Gesicht der Sonne entgegen. Die hat uns dieses Jahr in der Schweiz nicht sonderlich verwöhnt.

In Portoferraio, dem Hauptort Elbas, erwartet uns Elisabetta, die Lokalführerin. In Italien dürfen nur diplomierte FremdenführerInnen Gruppen herumführen. Eineinhalb Jahre lang haben sie so gut wie nicht gearbeitet, endlich können sie wieder aufatmen. Der Staat hat sie zwar unterstützt, «aber wir konnten nur gerade knapp überleben», erzählt mir Andrea, der Lokalführer vom darauffolgenden Tag, «diese Pandemie hat mich innerlich verletzt», fügt er traurig an.

Elisabetta zeigt uns die bezauberndsten Ecken Elbas. Wir fahren von Portoferraio nach Marciana Marina und anschliessend nach Marina di Campo. Klein ist die Insel, traumhaft die Landschaft, das Meer ist tiefblau und immer noch warm genug, um zu baden. Einige Gäste schlagen lachend vor, den Aufenthalt zu verlängern, aber unser Ausflug soll uns vor allem einen ersten Eindruck geben. Vielleicht animiert er die Gäste ja dazu, die Insel mit Car-Tours ein paar Tage lang zu besuchen, denn so ein Programm bieten wir tatsächlich an.

Die Insel Elba wird seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts mit Napoleon in Verbindung gebracht. Nach seinen desaströsen Niederlagen in Russland und Leipzig verbannten ihn die Sieger nach Elba. Die Insel wurde ihm als Fürstentum zugesprochen, er verbrachte jedoch bloss zehn Monate dort. Diese kurze Zeit war für die Insel jedoch von grosser Wichtigkeit. Er renovierte zahlreiche Gebäude und kümmerte sich auch um das öffentliche Leben, er sorgte sich um streunende Hunde, die öffentliche Hygiene sowie den Bau neuer Strassen. Der Hafen von Portoferraio war geschäftig wie noch nie: Nicht nur kamen viele Menschen, die den Kaiser kennenlernen oder zumindest sehen wollten. Die grossen Mengen an Waren und Lebensmitteln für den Hof und die Soldaten, die er mitgebracht hatte, waren dem Handel sehr zuträglich, vor allem Portoferraio profitierte.

Nach dem Mittagessen wollten wir daher noch eine der ehemaligen Residenzen des grossen Korsen, der von kleiner Statur war, besichtigen und wir fuhren auf die Anhöhe, die zur Villa San Martino führt. Der prächtige Palast wird allerdings derzeit renoviert, wir konnten ihn daher nur von aussen fotografieren.

Nach unserer Rückkehr nach Marina di Pietrasanta hatten wir gerade noch Zeit, den phantastischen Sonnenuntergang am Strand zu beobachten, beziehungsweise zu fotografieren.

 

Cinque Terre – zurück ins autofreie Zeitalter

Legendär ist sie, die Region der Cinque Terre. So wird ein etwa zwölf Kilometer langer Küstenstreifen der italienischen Riviera in der Region Ligurien am thyrrenischen Meer bezeichnet. Von Nordwest nach Südost reihen sich die fünf Dörfer Monterosso al Mare, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore entlang der steil abfallenden Küste auf. Diese Dörfer sind nur zu Fuss, mit dem Zug oder dem Schiff erreichbar. Die Region zählt rund 7000 Einwohner und hat den Status eines Nationalparkes, in dem nichts gebaut oder verändert werden darf. Im Jahr 1997 wurden die Cinque Terre zusammen mit Porto Venere und den Inseln Palmaria, Tino und Tinetto zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Dementsprechend attraktiv ist die Gegend für Touristen.

Andrea, unser Lokalführer, holt uns in der Hafenstadt La Spezia ab und führt uns durch die verschiedenen Dörfer. Hadi lässt uns in Manarola aussteigen. Dieser Ortsteil von Riomaggiore liegt an einer steilen Küste. Von hier spazieren wir gemächlich hinunter ans Meer. Der Spaziergang ist ziemlich abschüssig und eignet sich nicht gut für Leute, die schlecht zu Fuss sind. Zum Glück sind alle fit genug für die Strecke. Der Ort ist nicht nur bekannt für seine Schönheit, sondern auch für das exzellente Olivenöl und die begehrte Trockenbeerauslese Sciachetrà, die beide hier verarbeitet werden. Von Manarola geht es mit dem Zug weiter nach Vernazza. Der kleine, eng bebaute Ort entfaltet sich um einen schmalen Hafen, der schon zur Römerzeit bekannt war und genutzt wurde. Nach einer kurzen Pause für die Besichtigung des bezaubernden Dorfes besteigen wir hier ein Schiff nach Monterosso, dem grössten Ort der Cinque Terre und dem einzigen, der einen nennenswerten Strand hat. Und tatsächlich: Ein paar mutige Gruppenmitglieder haben ihre Badekleider dabei und stürzen sich in die Fluten! Die anderen aber haben genügend Zeit, in einem der einladenden «ristoranti» zu essen und in den entzückenden Strassen zu flanieren, ja sogar noch rasch ein Eis zu essen, bevor es mit dem Schiff in Richtung Portovenere weitergeht.

Das verträumte Dorf soll zu den schönsten Ecken Liguriens gehören. Es ist umgeben von Bergen mit Weinterrassen und Olivenhainen. Wegen dieser landschaftlichen Schönheit wird die Bucht auch «Golfo dei Poeti», zu deutsch «Golf der Poeten», genannt.

Die bunt bemalten Fischerhäuser an der Kaimauer erinnern uns an längst vergangene Zeiten, als das Fischen für viele Familien der Haupterwerb war. Heute leben ihre Nachkommen vorwiegend vom Tourismus, denn tatsächlich strahlt dieser Küstenort einen unwiderstehlichen Reiz aus. Dem Dörfchen vorgelagert ist nämlich die alte Ortskirche San Pietro – sie trotzt auf einem steilen Felsen Wind und Wetter. Ursprünglich soll an ihrer Stelle im 1. Jahrhundert der «Portus Veneris» gestanden haben, ein Venus-Tempel, dem der kleine Ort seinen Namen verdankt. Die heutige Kirche wurde zu frühchristlicher Zeit errichtet und im gotischen Stil renoviert.

Wir klettern also hoch, zuletzt über viele Treppen, um die Kirche zu besichtigen. Und weiss Gott, der Aufstieg lohnt sich! Atemberaubend ist der Ausblick von allen Seiten – wir sind überwältigt.

Über alledem thront die mächtige Burg Doria, die einst zum Schutz vor Piratenangriffen im 12.°Jahrhundert auf dem hohen Felsmassiv errichtet wurde und die man heute besichtigen kann. Die Doria waren eine Patrizierfamilie der Republik Genua, reich und mächtig, sie zählte zu den bedeutendsten Geschlechtern des italienischen Adels und man trifft sie in der italienischen Geschichtsschreibung immer wieder. Zweige der Familie bestehen übrigens bis heute.

Und überall immer wieder die charakteristischen Sarazenentürme, denen man in Italien, auf den Inseln Elba, Sizilien und Sardinien begegnet. Wieso Sarazenentürme? Es waren Wachttürme, die die Bevölkerung vor den nordafrikanischen Sarazenen warnen und schützen sollten. Diese tauchten im 9.°Jahrhundert, besonders aber zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert, mit ihren Schiffen an den christlichen Mittelmeerufern auf, plünderten und zerstörten die Küstenorte, töteten die Bevölkerung oder verschleppten sie auf die Sklavenmärkte und drangen bis ins Landesinnere vor. Die Türme standen untereinander in Sichtkontakt, telegrafiert wurde mit Kanonenschüssen oder Feuersignalen.

Dankbar dafür, dass wir in besseren Zeiten leben, fahren wir zurück nach Marina di Pietrasanta.

 

Die Stadt der Türme oder auch das mittelalterliche Manhattan: San Gimignano

Heute heisst er Giovanni, unser Lokalführer. Ein weisshaariger, vornehmer Herr, der uns am Morgen nach San Gimignano begleitet. Dieser berühmte Ort liegt zwischen den sanften Tälern des Valdelsa und den bezaubernden Hügeln des Gebiets um Siena. Er ist umgeben von einer Schutzmauer aus dem 11. Jahrhundert und begeistert uns mit seinem intakten mittelalterlichen Charme.

Das Städtchen gilt als Meisterwerk der städtischen und landschaftlichen Architektur und wurde daher von der UNESCO 1990 als Weltkulturerbe ausgezeichnet. Selten taucht man irgendwo so vollkommen in die Atmosphäre des 14. Jahrhunderts ein, denn die Ortschaft bewahrt noch heute das Aussehen jener Stadt, die als eines der besten Beispiele für die Stadtstruktur der mittelalterlichen Zeit gilt.

Erkennungsmerkmal dieser Stadt – sichtbar auch von weitem für jeden Besucher – sind die beeindruckenden Türme, die die Stadt dominieren. San Gimignano besitzt noch einige dieser mittelalterlichen Geschlechtertürme, die als Machtsymbol der zwei wichtigsten Adelsfamilien der Stadt dienten. Im Mittelalter versuchten die Patrizierfamilien, sich in der Höhe ihres Geschlechter-turmes zu übertreffen, obwohl ein luxuriöses Leben darin nicht möglich war. Sie dienten allerdings den einflussreichen städtischen Familien nicht nur zu Wohn-, sondern auch zu Verteidigungszwecken. Von den einst 72 Geschlechtertürmen existieren in San Gimignano heute noch ca. 15.

Valentina, eine weitere Lokalführerin, spaziert mit uns durch die mittelalterlichen Gassen, die so geblieben sind, wie es damals war. Die Blütezeit der Stadt dauerte 160 Jahre an, ihr Wohlstand beruhte auf Handel und dem Anbau von Safran, mit dem man Seidenstoffe färbte. Die Frankenstrasse – ein ursprünglich sehr wichtiger Pilgerweg, der von Deutschland quer durch Italien nach Rom führte – verlor im Spätmittelalter allmählich an Bedeutung, weil der Handel die bequemeren Wege durch die weitgehend trockengelegten Sümpfe der Ebenen vorzog. Der erste der toskanischen Großherzöge, Cosimo I. de’ Medici, entschied, es dürfen «auch keine geringen Summen» mehr in diese Stadt investiert werden. Und so entwickelte sich die Stadt nicht weiter – zu unserem Glück, denn so kommen wir nach wie vor in den Genuss, eine Ortschaft zu besuchen, in der wir uns vorkommen wie in einer Filmkulisse… oder wie in Disneyland.

Ein traumhaftes «gelato» versüsst uns den Besuch von San Gimignano zusätzlich und als wir in die Berge zu unserer Weindegustation hinauffahren, sind wir alle sehr gut gelaunt (das sind wir zwar so gut wie immer). Und ja: Das ist die Toskana, jene Toskana, die die TouristInnen am meisten mögen, die Toskana der Weizenfelder, der Weinreben und der antiken Ortschaften, die Toskana des Chianti und des Val D’Orcia, der guten Küche und der unvergleichbaren Schönheit. Wir sind überwältigt und sogar Hadi sagt: «Ich glaube, ich bleibe hier».

Wir degustieren köstliche Weine in märchenhafter Umgebung, essen vorzüglichen Pecorino und typisches, ungesalzenes Brot, das mit Olivenöl getränkt ist. Wieso das toskanische Brot ungesalzen ist? Wie bei uns in der Schweiz war Salz auch in Italien ein begehrtes, jedoch teures Gut und für Orte, beziehungsweise Familien, die das Salzmonopol hatten, der Ursprung grossen Reichtums. Als Pisa die Salzsteuer erheblich erhöhte, beschloss Florenz, sich nicht erpressen zu lassen und das Brot eben ohne Salz zu backen. Obwohl das Salz heute nicht mehr teuer ist, haben die Toskaner den Brauch beibehalten.

Die Weindegustation in der Fattoria Poggio Alloro – einem Agriturismo – lässt uns beschwingt zurück und wir fahren anderntags mit vielen eindrücklichen Erinnerungen zurück in die Schweiz – dabei überlegen sich bereits etliche, wohin sie denn nächstes Mal mit Car-Tours fahren wollen.

 

Roswitha Gassmann

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