Er kam aus dem Nichts
Es gibt Menschen, über die man ein Buch schreiben sollte. Urs E. Schwarzenbach ist einer von ihnen. Er ist Milliardär, Financier, Investor, Mäzen, Immobilien-Tycoon und Besitzer des Zürcher Nobelhotels The Dolder Grand, das in diesem Jahr seinen 125. Geburtstag feiert. Mit 440 Millionen Franken hat er das Märchenschloss am Zürichberg vor dem drohenden Untergang gerettet und zu einem der schönsten und besten City Resorts der Welt gemacht. Interviews gibt er äusserst selten, am liebsten gibt er gar keine. Unterhalten freilich kann man sich durchaus mit ihm. Und das sogar glänzend. Der Moment muss einfach stimmen.
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Seine Geschichte ist märchenhaft. Während der Zeit im Gymnasium tendierte der als Sohn eines Druckereibesitzers in Thalwil aufgewachsene Schwarzenbach zu einem Ingenieurstudium. Er interessierte sich für Tunnel- oder Brückenbauten, realisierte aber rasch, «dass man damit nie Geld verdienen oder gar reich werden kann». Und Geld verdienen wollte er schon früh. Ihm graute davor, im Durchschnitt unterzugehen. «Auch als Architekt oder als Kunstmaler hätte ich es nie an die absolute Spitze gebracht», vermutet er. In der Schule hatte er zwar mal einen Malwettbewerb gewonnen, «doch ein Picasso wäre nie aus mir geworden». In der Folge fehlte ihm der Ehrgeiz, sich auf diesen Gebieten ins Zeug zu legen. Und Ehrgeiz hält er für «unabdingbar, um es irgendwo an die Spitze zu bringen». Sozusagen aus Verlegenheit heuerte er 1968 schliesslich bei der damaligen Schweizerischen Bankgesellschaft an. Vier Jahre später ging er nach London und gründete 1976 sein eigenes Devisenhandelsunternehmen. Es war der Beginn einer wundersamen Geldvermehrung.

Milliardär, Financier, Investor, Mäzen, Immobilien-Tycoon und Besitzer des Zürcher Nobelhotels The Dolder Grand: Urs E. Schwarzenbach
Anfang der 80er-Jahre setzte Schwarzenbach auf dem heissen Finanzplatz London gegen jegliche Vernunft auf einen Kursanstieg des britischen Pfunds. Der Kurs stieg und stieg. Als er verkaufte, war sein Jugendtraum in Erfüllung gegangen. Er hatte viel, unheimlich viel Geld. «Nur wer den Mut hat, gegen den Strom zu schwimmen, hat Erfolg», weiss er. Seit seinem ersten ganz grossen Coup ist Schwarzenbach in der glücklichen Lage, sich alles leisten zu können, was er will. Sein Vermögen wird auf 1,5 bis 2 Milliarden Franken geschätzt. Er besitzt Immobilien und Ländereien in und um Zürich, in St. Moritz, Zermatt, Frankreich, Marokko und Grossbritannien sowie mehrere Farmen in Australien. Neben einem Privatjet, einem Helikopter und einer Segeljacht gehören ihm die Engadin Airport AG, das Flugunternehmen Swiss Jet, die St. Moritz Polo AG sowie eine atemberaubende Kunstsammlung.

Investierte 440 Millionen Franken ins Luxushotel The Dolder Grand: Urs E. Schwarzenbach
Bis vor zwei Jahren war er Honorarkonsul der Mongolei, wo er an der Golomt Bank beteiligt ist. Früher war er auch ein sehr guter Skeletonfahrer und zählte zu den besten Amateur-Polospielern. 2007 kaufte er für etwa 90 Millionen Franken ein komplettes englisches Dorf mit vierundvierzig Häusern. Kurz zuvor hatte er bereits für 50 Millionen Franken den Landsitz Culham Court erstanden. Schwarzenbach lebt in England und der Schweiz, ist seit fünfzig Jahren mit der Australierin Francesca Mulhall verheiratet und hat einen Sohn und eine Tochter. Ob er Milliardär ist oder nicht, ist ihm gar nicht so wichtig. «Es gibt immer einen, der noch mehr hat. Nur wer das akzeptiert, lebt in Frieden. Der andere macht sich kaputt.» Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde Schwarzenbach 2001, als er von der Familie Schweizer- Wehrli die Aktienmehrheit am verstaubten Zürcher Grand Hotel Dolder erwarb. 2004 liess er das Hotel schliessen. Nach vier Jahren Bauzeit wurde es als The Dolder Grand mit einer glanzvollen Feier wiedereröffnet. Weil die Banken zu viel Zins wollten, hatte er die für den Um- und Neubau erforderlichen 440 Millionen Franken der Privatschatulle entnommen.
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Schon seit Jahren plant der mittlerweile 76-Jährige, das Matterhorn zu besteigen. Anschliessend soll der Kilimandscharo drankommen, zum krönenden Abschluss dann der Mount Everest. Eine Knie- und eine Hüftoperation haben seine Pläne etwas durcheinander gebracht, «und ein paar Kilo abnehmen muss ich auch noch», sagt er. «Aber ich werde immer meine Ziele und Pläne haben. Selbst wenn ich mal gestorben bin, habe ich schon wieder ein Ziel vor Augen – ich möchte in den Himmel. » Ernsthafter fügt er dann bei, was er anstrebe, sei «to be happy». Und glücklich sei er eigentlich immer gewesen.
Die Kolumne von Karl Wild
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