Rund um Südamerika mit Barbara Alheit

Barbara Alheit-Mosing
Rund um Südamerika
Schon der Titel regt die Fantasie an. Wir haben Winter, die Südhalbkugel hat gerade Sommer, aber ist das gleichzusetzen mit warmen Temperaturen?
Im Gate am Flughafen kommt Ihr auf mich zu und vermutlich habt auch Ihr Euch diese und andere Fragen gestellt. Den Koffer zu packen, war dieses Mal nicht so einfach- aber vorerst sind diese bereits auf dem Weg zu unserem Flugzeug.
Ihr bekommt wichtige Informationen in schriftlicher Form von mir, denn das Umsteigen in Madrid beinhaltet auch einen Gatewechsel und eine neue Passkontrolle, da wir ja den Schengenraum verlassen werden. Aber dies stellt für Euch kein grosses Problem dar. Wir sehen uns alle am gefühlten anderen Ende des Flughafens wieder, bevor uns nun das grosse Fluggerät vor den Glasscheiben in sich aufnimmt. Es liegt ein Tagesflug vor uns, da wir ja in eine frühere Zeitzone wechseln. Über dem Atlantik gibt’s kleine Turbulenzen, die aber kaum spürbar sind. In Buenos Aires landen wir vor der geplanten Zeit und suchen den Weg zur Gepäckausgabe. Heute muss ich noch einmal die Namen kontrollieren, damit wir geschlossen den Ausgang passieren, wo uns schon Karin und Laura, unsere örtlichen Guides, erwarten.

Etwas müde besteigen wir die beiden Busse in unser schönes Hotel. Nach dem Check-in fallen die meisten von uns in einen verdienten Traum.
Die Sonne und Ihr strahlt um die Wette- endlich warme Temperaturen! Die Busse schlucken erneut unser Hab und Gut dieser Reise und dann geht’s endlich los- Buenos Aires will erobert werden- zumindest in einer Stadtrundfahrt. Karin und Laura erzählen von ihrer Heimat, während unsere Augen und Fotogeräte das Umfeld in sich aufnehmen. Stopps erfüllen etwas Bewegungsfreiheit und den erweiterten Blickwinkel.
In unseren Köpfen nimmt aber auch die bevorstehende Schiffsreise Gestalt an. Im Hafen nehmen wir für die kommenden 14 Tage noch einmal unseren Koffer unter unsere Fittiche, bevor das grosse Gepäck von der fleissigen Crew in Empfang genommen wird, um später vor unseren Kabinen Platz zu finden. Und hier ist schon der erste Ausdruck einer Schiffsreise- wir schlafen in Kabinen, nicht in Zimmern. Den früheren spärlichen Kajüten sind sehr angenehme und gut ausgestattete Wohnräume gefolgt, mit Aussicht oder grosser Spiegelfront, verleihen sie auch ein gutes Raumgefühl. Und die pflichtbewussten Kabinenstewards verwöhnen uns wo sie können. Um allerdings die Schlafstätte zu finden, benötigt jeder etwas Lauffreude, denn obwohl überall Bildschirme und Tafeln den Weg anzeigen, kann man durchaus bis zum Ende der Reise gedankenverloren die falsche Richtung wählen😉

An meiner Tür hängen täglich neue Informationen über Land und Leute, und natürlich alle wichtigen Zeiten für unsere Landgänge oder die Sprechstundenzeiten. Ich freue mich sehr, dass alle immer gerne den Weg dorthin finden und auch die Erlaubnis alles zu fotografieren, wird rege genutzt.
Die erste Nacht bleiben wir noch im Hafen von Buenos Aires. Zum Ausflug des Tigre Deltas, holen uns wieder Karin und Laura ab. Vieles ist ca 40 km vom Zentrum entfernt, so auch unser Ziel. Der Name leitet sich von einem Irrtum ab, denn nicht Tiger lebten hier, sondern Jaguare. Entlang des Ufers, das wir von unserem Boot aus sehen, haben sich Städter kleine, manchmal auch grössere Wochenendhäuser gekauft. Manche Menschen leben auch das ganze Jahr hier. Es gibt Schulen, schwimmende Einkaufsläden und Restaurants. Besonders ist hier, dass es keine wirklichen Villen oder ähnliches gibt. Das Ziel war und ist, dass sich hier jeder der möchte ein Leben, wie lange auch immer, leisten kann.
Auf dem Schiff zurück, werden die Anker geliftet, um ins nahegelegen Uruquay zu starten.
Montevideo empfängt uns bei angenehmen 28-30 Grad. Das Land hat eine sehr interessante Geschichte und überzeugt in Südamerika mit recht guten Lebensbedingungen. Hier erzählen uns Alice und Matias in akzentfreiem Deutsch alles Wissenswerte. Hier leben viele Menschen, deren Wurzeln im deutschsprachigen oder europäischen Raum liegen. Es gibt verschiedene Schulen, die in den jeweiligen Sprachengeführt sind.

Das Zentrum liegt um die Plaza de la Independencia, wo sich einst eine spanische Zitadelle befand. Weiter geht es vorbei an Art-déco-Gebäuden, Kolonialhäusern und der neoklassizistischen Konzerthalle Solís Theater. Bild um Bild wird alles festgehalten. Der alte Hafenmarkt Mercado del Puerto befindet sich nahe der Princess. Hier ist auch die berühmte Markthalle, indem köstliche Steaks auf riesigen Grills brutzeln. Ein Schauspiel das seinesgleichen sucht.
Schade, dass die Zeit durch Finger zu rieseln scheint, aber wir freuen uns natürlich schon auf unser nächstes Ziel – Puerto Madryn, wo bereits die ersten Pinguine auf uns warten!
Nur einen Seetag noch, bis dieser ersehnte Tag vor uns liegt. Andrés wartet am Ende der Hafenbrücke, über die wir zu Fuss dem kühlen Wind getrotzt haben. Im Bus sehen wir unsere Lunchpakete, denn heute dauert der Ausflug den ganzen Tag. Etwa zweieinhalb Stunden wird unsere Fahrt bis zu den Frackträgern sein. Dort angekommen laufen wir über Stege und gleich sehen wir die ersten Magellan Pinguine. Sie sind hier sehr verbreitet und um diese Jahreszeit noch mit der Kinderstube ihrer Nachkommen beschäftigt. Manche tragen noch den Babyflaum, andere sind bereits im „Teenager Alter“ und sind damit mitten in der Mauser. Sie watscheln ihrem Erwachsenenleben entgegen, ungeachtet des büschelweise herunterhängenden Federkleides. „Was kostet die Welt, ich mach eine Anzahlung“ – diese Worte könnte man ihnen in den Schnabel legen, so drollig sieht der Gang aus.
Während dieser Zeit können sie nicht ins Wasser und wer gut gefressen hat, ist jetzt im Vorteil. Diese Vögel zu sehen ist grandios und zaubert jedem Besucher ein Lächeln ins Gesicht. Man möchte die Zeit vergessen, denn der Finger auf dem Auslöser, lässt sich kaum beruhigen. Aber die Princess wartet nicht und die Rückfahrt benötigt Zeit.

Ein weiterer Seetag steht auf dem Programm. Ausschlafen, essen und das Schiff geniessen, abends in die Show, denn auch hier wird man mit professionellen Showacts verwöhnt.
Und dann sind wir in Stanley, die Hauptstadt der Falkland Inseln. In jedem Gedächtnis sind diese Inseln mit dem Krieg 1982 verbunden, der nie erklärt wurde und zwischen Argentinien und Grossbritannien geführt wurde. Alle Inseln, um die der Streit ging, konnten vom Königreich zurückerobert werden, wobei Argentinier die Inseln nach wie vor als zu ihnen gehörend sehen.
So finden wir heute eine zutiefst britische Gesellschaft mit all ihren Besonderheiten, wie dem Linksverkehr, vor.
Wir haben heute keinen eigenen Ausflug, denn Stanley ist eine Kleinstadt und für einen Besuch der hier ansässigen Pinguine stehen auch viele Einheimische mit ihren Angeboten im Hafenbereich.
Unser Fahrer bringt uns zu einer nahegelegenen Kolonie, die mitten in den Dünen wohnt. Hier sind vorwiegend Gentuu Pinguine zuhause. Auch sie sind weiss schwarz, haben aber keine weitere Zeichnung, wie die Magellan Kollegen. Dafür sind sie etwas grösser und wir können vielen Gruppen zusehen, wie sie zum Wasser wackeln, um zu trinken, oder andere im Meer auf Futtersuche gehen. Es ist ein einmaliges Schauspiel, das den Weg durch die vielen Dünen, deren Sand sich wie Mehl anfühlt, durchwegs rechtfertigt. Aber langsam schleicht sich die aufkommende Kälte in unsere Knochen.
Und dies wird noch zunehmen, denn der sommerliche Süden auf dieser Halbkugelseite lädt nicht zu Strandurlauben unserer Vorstellung ein. Jetzt sind dicke Mäntel, Jacken, Schals und Ohrenbedeckungen gefragt. Um im Aussenbereich des Schiffes das Kap Hoorn zu fotografieren, müssen wir uns an klemme Finger gewöhnen. Es ist schon Abendessenszeit, als die Felsen der sagenumwobenen Südumrundung an uns vorbeiziehen. Es dunkelt langsam ein, aber der Leuchtturm, der immer noch für die Sicherheit aller Schiffe zuständig ist, wird im Fotoalbum die Erinnerung dieser Reise aufleben lassen. Bevor der Panamakanal Anfang des 20. Jhdt. eröffnet wurde, war die Umrundung von Südamerika nicht vermeidbar. Boote aller Art versanken hier und Mensch und Maus fanden in den stürmischen Gewässern ihren sicheren Tod. Auch heute noch müssen Kapitäne all ihr Wissen und Können anwenden, um der oft rollenden See Herr zu sein. Wir merken wohl die hohen Wellen und den starken Wind, aber alles bleibt im erträglichen Ausmass und wir geniessen das was wir hier erleben und sehen dürfen.
In der kommenden Nacht sind wir auf dem Weg in die südlichste Stadt der Welt. Ushuaia auf Feuerland bietet den Einwohnern kalte Winter und kühle Sommer, Winterkleidung ist das ganze Jahr gefragt, dafür besticht diese Seite der Welt mit Natur und ihren endemischen Pflanzen und Tieren. Wir wandern bei wechselnder Feuchtigkeit durch einen kleinen Wald und schauen von kleinen Erhebungen auf grünliche Wasseroberflächen. Natürlich ist der Nationalpark sehr gross, aber unsere örtliche Reiseleiterin muss uns wieder pünktlich zum Schiff bringen. Etwas Zeit bleibt noch Ushuaia in Hafennähe zu erkunden. Wenn sich hier in unserem Sommer die Weltelite der Skifahrer zum Schneetraining treffen, lebt die Stadt auf, denn das Skigebiet ist bestens dafür geeignet.
Die Princess nimmt am späteren Nachmittag Kurs auf Punta Arenas in Chile. Kurz nachdem der Kapitän aus dem Hafengelände den Beagle Kanal erreicht, passieren wir mehrere Gletscher, einige deren Gletscherzungen sich weit ins Meer erstrecken. Doch auch hier verlieren sie Jahr um Jahr ihre Flächen an steigende Temperaturen.
Der folgende Morgen zeigt sich von der besten Seite. Strahlende Sonne, blauer Himmel verleitet einen fast sich auf einer Sonnenliege an Deck zu legen. Aber der Wind zeigt seine Kraft und die Wellen schlagen an die Schiffswand. Heute müssen wir mit den Tenderboot an Land. Das Unterfangen wird am Morgen einige Male unterbrochen, Sicherheit geht vor und wir warten im warmen Schiffsinneren auf unseren Aufruf zu den Booten zu gehen. Mit Verspätung und über kräftige Wellen, erreichen wir Punta Arenas, die Küstenstadt am Ende der Welt. Mit etwa 120.000 Einwohnern liegt sie an den Ufern der Magellanstrasse, die nach dem portugiesischen Entdecker Ferdinand Magellan benannt ist. Diese Meeresstrasse galt als die viel sicherere Route als die Drakestrasse ums Kap Hoorn, liegt sie doch zwischen der Südspitze Südamerikas und den Inseln Feuerlands.
Die Stadt wurde 1848 als Strafkolonie gegründet. Im Bahnhofsgelände tummeln sich lustige Gesellen in gestreifter Mode der damaligen Bewohner. Später konnten Einwanderer und Chilenen Landkonzessionen für die Schafzucht erwerben. Heute ist sie ein wichtiger Hafen für Kreuzfahrtschiffe und wissenschaftliche Expeditionen in die Antarktis.

Am kommenden Tag sind wir wieder Richtung Norden unterwegs, allerdings wird es nicht wärmer, denn unser Kapitän fährt den Amalia Gletscher an. Eine riesige Eiszunge wird sichtbar. Wir befinden uns bereits in Chile, und zwar im Nationalpark Bernardo O´Higgins. Er entspringt im Zentrum des südpatagonischen Eisfeldes und weist 2,5 km Breite und eine gigantische Höhe von 70 Metern auf. Unser Kapitän kann heute im Peel Fjord fast bis an diesen Eisriesen heranfahren, was selten vorkommt. Ich gehe schon bei der Einfahrt hinaus, um dieses Naturschauspiel in meine Kamera zu bannen, aber es ist ungemütlich windig und feuchte Kälte dringt in meine Knochen. Etwas später wird es dann besser und unglaubliche Aufnahmen entstehen. Blaugrün bis rosa glitzern die Eismassen. Auf einmal geht ein Herr in Badehose an mit vorbei, ein seltsames Bild in dieser Kulisse. Aber er geniesst kurz darauf den warmen Whirlpool an Deck und scheint sich wohlzufühlen. Mir ist kalt. Von den geheizten Innenräumen aus, verfolgen wir dann die Ausfahrt aus dem Fjord.
Nach einem weiteren Seetag ankern wir in der Bucht von Puerto Montt. Hier ist es bereits etwas wärmer und am Nachmittag liegt die Temperatur sogar bei knapp 20 Grad. Auch die Tenderüberfahrt ist heute recht ruhig. Im Hafen begrüsst uns Bettina, ursprünglich aus Deutschland und Thomas der mit einem Tiroler Akzent aufwartet. Beide erzählen über Land und Leute, Schwierigkeiten, die einem im täglichen Leben in Chile entgegentreten. Hier sind die Menschen auch auf ihren Erfindungsgeist angewiesen, denn es gibt keine Lehrberufe. Dinge werden mit verschiedensten Erfahrungen repariert. Das Leben ist teuer und Häuser, die hier nicht isoliert sind, sind im Winter kalt. Auch Privatschulen, wie die deutschen Schulen, schlagen mit hohen Gebühren zu Buche.
Das alles erfahren wir auf dem Weg zum Nationalpark. Eines der geknipsten Aufnahmen zeigt uns die Petrohuewasserfälle mit dem Vulkan Osorno im Hintergrund, der heute bei sonnigem Wetter mit seiner Schneespitze, besonders imposant erscheint. Der Vulkan Calbuco brach zuletzt im April 2015 aus und speite eine 15 km hohe Aschewolke aus. Seine Ausläufe reichen bis zum Lago Llanquihue und heute können wir beide Vulkane vom Seeufer in Puerto Varras, mit einem bezauberten Stadtzentrum, aus bewundern. Ein beeindruckender Tag geht zu Ende.
An diesem Abend steht noch unsere Ausschiffungs Info an, denn nur mehr ein Seetag trennt uns von San Antonio, von wo wir Richtung Santiago di Chile fahren werden.
Aber der letzte Seetag verwöhnt uns endlich wieder mit wärmeren Temperaturen. Badekleidung soll noch einmal auf die Bühne, waren die letzten Tage doch eher Pullovern und dickeren Jacken vorbehalten. Und siehe da, die Sonne ist stärker als gedacht, denn am Abend glühen Wangenknochen und Arme in warmen Karminrot.

Am letzten Abend wollen wir uns noch einmal verwöhnen lassen. Ob in den Restaurants oder am Buffet. Von Meeresfrüchten, Fisch, Braten, Steaks, Lamm sowie Gemüse und Salate oder regionale Spezialitäten, alles ist sowohl für das Auge als auch die Geschmacksknospen konzipiert. Das heutige Dessertbuffet bietet farblich abgestimmte Torten und Kleindesserts. Selbstverständlich fehlen auch Obst, Säfte und Käse nicht. Dazu ein gutes Glas Wein oder Saft, je nach Geschmack ist viel Auswahl geboten. Danach gibt’s nochmal Musik, Show und Tanz bis in die frühen Morgenstunden. Aber die grossen Koffer sollten noch vor die Tür und unsere Kabinen müssen wir am Morgen bis halb acht verlassen, denn im Hafen stehen bereits die neuen Passagiere, die nach uns das Schiff in Beschlag nehmen werden. Für die Angestellten ein besonders stressiger Tag. Wir sind begeistert, wie freundlich und flink sie während unseres Aufenthaltes alles erledigt hatten, immer mit einem Lächeln und oft einem Summen auf den Lippen. Viele der Angestellten sind schon sehr lange auf den Princess Schiffen, was viel über gute Führung eines Betriebes aussagt. Und so ein Schiff ist mehr als ein Betrieb, beherbergt es wohl alle Berufsgattungen, mit dem auch ein grösseres Dorf aufwarten muss, damit ein lebensfreundliches Miteinander funktionieren kann. Ich staune immer wieder, welche Logistik hinter so einer Organisation stecken muss.

Von Bord gegangen, nutzen wir den Hafenshuttle zum Terminal, wo bereits unsere Koffer zu finden sind. Nur ein Koffer befindet sich noch in der Zollkontrolle, aber gleich darauf treffen wir unsere lieben Guides Veronica und Rodrigo, die uns zu den Bussen führen, mit denen wir heute nach Santiago di Chile aufbrechen. Ca 90 Minuten Fahrt liegen vor uns, aber natürlich erfahren wir bereits viel interessantes über die Stadt, in der wir auch mehrmals halten und die wichtigsten Gebäude besichtigen. Kurze Kleidung ist heute gefragt, zeigt das Thermometer doch bis knapp 30 Grad an. Spanische Eroberer haben Mitte des 16.Jhdts die heutige Hauptstadt Chiles gegründet. Heute hat sie sich als führende Stadt Lateinamerikas positioniert. Die meisten Chilenen leben im administrativen und wirtschaftlichen Zentrums des Landes. Bei uns besonders bekannt ist der qualitativ hochwertige Wein, der in die ganze Welt exportiert wird. Diese und weitere Weine zu verkosten, steht in 2 Tagen auf unserem Programm. Bevor wir das Hotel für die heutige Nacht erreichen, staunen wir noch über den modernen Teil der Stadt, der architektonisch einiges zu bieten hat. Der Abend ist eigener Gestaltung vorbehalten.
Der kommende Tag ist dem Staunen und Fotografieren vorbehalten, denn heute steht die Fahrt über die Anden nach Mendoza an. Heute begleiten uns Veronica und Sergio, letzterer als Wiener unverkennbar.

Dieser Gebirgszug ist der längste der Welt und zieht sich mit seinen 7500km von der Karibik bis nach Feuerland. Erdgeschichtlich handelt es sich um ein noch junges Gebirge, das nach wie vor wächst und über eine weltweit hohe Konzentration von Vulkanen verfügt. Sechstausender, karge Hochebenen und menschenleere Wüsten bestaunte schon der Forscher Alexander von Humboldt Anfang des 19Jhdts. Besonders interessiert ist er an der Geologie, die besonders durch den Vulkanismus so reizvoll ist. Die Anden gehören auch zum pazifischen Feuerring, unter dem es nach wie vor kräftig rumort. 2010 war das damals fünft stärkste Erdbeben, das je aufgezeichnet wurde. Wissenschaftler stellten fest, dass sich ganze Küstenstriche um teilweise bis zu 2,5m angehoben bzw. gesenkt hatten. Sogar die Erdachse soll sich geringfügig verschoben haben.
Dass es hier begehrte Rohstoffe gibt, liegt auf der Hand. Früher war Salpeter eines davon, es kann aber heute synthetisch hergestellt werden. Dafür stehen grosse Felder von Lithium im Fokus des Interesses. Unter dem Wüstenboden lagern die wahrscheinlich grössten Kupfervorkommen der Erde.
In den an uns vorbeiziehenden Gesteinsfarben, die ein Maler nicht schöner hätte setzen können, findet sich diese Naturschönheit auf jedem Meter dieser Strecke. Die Strasse windet sich in Serpentinen über den Pass, bis wir die argentinische Grenze erreichen, an deren Kontrolle sich Schlangen von LKWs auf lange Wartezeiten einstellen müssen. Dank unserer hervorragenden Chauffeure, die mit viel Fingerspitzengefühl unsere Wartezeit aufs Notwendigste beschränken, kommen wir recht schnell voran. Wenig später kehren wir zu einem Aussichtpunkt zurück, denn der Gletscher Cerro Aconcagua mit knappen 7000 m, steht nicht jeden Tag Modell. Eine gigantische Eismasse ist zwischen den im Vordergrund stehenden grünen Berggipfeln zu bewundern.
Danach geht es wieder den „Berg“ hinunter, denn in Mendoza wartet unser Hotel auf uns. 2 Nächte werden wir hier verbringen. Es liegt nur einige Meter von der Fussgängerzone entfernt, wo wir heute am Samstag, noch einige Geschäfte offen vorfinden, doch auch die Magensäfte wollen beschäftigt werden.

Nach dem Frühstück erkunden wir zuerst die interessante Stadt, die es ohne Intervention der Menschen gar nicht gäbe. Das Volk der Huarpe und sein Netzwerk von Bewässerungskanälen, ermöglichten erst ein Leben in der sonst herrschenden Wüste. Mitte des 16Jhdts gegründet, ist sie heute eine der wichtigsten Städte des Landes. Wir erfahren von der Ankunft der Spanier, die Evangelisierung durch die Jesuiten und das Erdbeben von 1861, das alles zerstörte. Auf einem Hügel bietet das Denkmal Cerro de la Gloria, das zu Ehren der argentinischen Armee steht, ein perfektes Fotomotiv.
Der Magen knurrt und das ist gut so, denn das Weingut Ojo de Agua, bei uns besser bekannt als Weingut vom renommierten Künstler und Geschäftsmann Dieter Meier, wartet mit einer Degustation sowie argentinischen Köstlichkeiten auf uns.
Trockene Bergluft und frisches Schmelzwasser aus den Anden sorgen für beste Bedingungen um biologischen Weinbau zu betreiben. Wir befinden uns inmitten von 100 Hektar voller Weinreben. Berühmt sind Malbec, Cabernet Sauvignon, Syrah, Merlot und einige mehr, die hier vom Stock bis in die Flasche verarbeitet werden. Mittlerweile züchtet die Familie auch Rinder, die durch ihre erstklassige Haltung auch den Gaumen jedes Restaurantbesuchers verwöhnen. Wir geniessen all das unter Schatten spendenden Bäumen und blicken auf unsere ereignisreiche Bilderbuchreise zurück.
Noch eine Spezialität der Sonderklasse wartet, nach unserem Flug von Mendoza nach Buenos Aires, auf uns. Den Abschluss krönt die Tangoshow im Zentrum der Stadt, begleitet von weiteren argentinischen Schmankerln. Schon das Betreten der Räumlichkeiten lässt uns Kameras und Handys zücken, denn diese Kuriositäten sind einmalig. Nachdem unser Magen ein gutes Sättigkeitsgefühl erreicht, beginnt der Zauber der Musik und Tanzdarbietungen auf uns einzuwirken. Niemand kann hier ruhig auf den Sitzen bleiben, zu sehr dringen die Melodien in Knochen und Herz.
Was für ein Abend, was für eine Reise, was für Erinnerungen werden uns die nächste Zeit begleiten.
Auch wenn sich in den letzten Tagen meine Bronchien eine unpassende Auszeit genommen haben, konnten wir es nicht lassen am Flughafen in Zürich ausgiebig Abschied zu nehmen. Eure gegenseitige Hilfsbereitschaft und Herzlichkeit haben zu einer herausragenden Gruppendynamik geführt, dafür danke ich Euch sehr.
Ich hoffe, dass wir uns auf einer neuen Reise wieder begegnen, um auf alte und neue Erinnerungen anzustossen, denn das Ende einer jeden Reise, ist der Anfang einer Neuen!
Herzlichst
Eure Barbara