Malerisches Istrien mit Rolf Gurtner

Rolf Gurtner
Malerisches Istrien
Istrien? Gehört das nun zu Italien, zu Slowenien oder Kroatien? Und was hatten die Österreicher da zu suchen? Warum haben die kroatischen Autonummern HK und warum ist die Erde jetzt plötzlich rot und nicht mehr weiss? Auf alle diese Fragen und auf noch viel Interessantes mehr, wird uns unsere Reise in den nächsten Tagen Auskunft geben.
Wir starten in Thun morgens um fünf Uhr. Dies ist auch nötig, ist Umaq, unser Standort in den nächsten Tagen, doch 800 km entfernt. Nach dem Einsammeln der Gäste von Thun aus in die Ostschweiz, mit zwei Zubringer kommen Basler, Winterthurer und St.Galler, sind wir in Sargans nun komplett. Harry Kopp, unser Chauffeur von Horner Reisen übernimmt den Bus und mit 33 erwartungsvollen Gästen geht es nun endgültig los. Wir geniessen die schöne Fahrt über den San Bernardino und das Tessin und sind schon bald in Villoresi, der speditiven Raststätte kurz vor Mailand. Auf der Fahrt durch die Poebene, vorbei an der Metropole Mailand, an Bergamo und Verona, entdecken wir südlich des Gardasees das Denkmal für die Schlacht von Solferino. Henri Dunant hat die schlimmen Auswirkungen dieser Schlacht vom 24. Juni 1859 erlebt und hat gesehen, wie hilfsbereit die Frauen aus der Umgebung den Verletzten gegenüber waren. Er hat mit Männern in Genf ein Komitee gegründet, es war die Geburtsstunde des Roten Kreuzes.
Auch Triest, die östlichste Stadt Italiens, mit seinem wichtigen Hafen, sehen wir nur von oben und im Vorbeifahren. An der Grenze nach Slowenien werden wir leider längere Zeit angehalten. Es sieht nun schlecht für uns aus, noch rechtzeitig zum Abendessen im Hotel zu sein. Nach einem Telefonat bereiten sie uns aber eine kalte Platte vor und es gibt, abends um halb zehn auch noch eine warme Suppe. Nach einem Schlummertrunk freuen wir uns nun auf das schöne Zimmer, das weiche Bett und auf den morgigen Tag.

Heute zeigt uns Radenko, der einheimische Führer, die Städte Pula und Rovinij. Zuerst die Byzantiner und Römer, dann Venezianer und Genueser, zu k.u.k. Zeiten die Österreicher und nachher die Italiener, sie alle haben Istrien geprägt. Architektonisch und kulinarisch werden wir in den nächsten Tagen immer wieder daran erinnert. Auf der Fahrt durch die fruchtbare und landschaftlich sehr schöne Halbinsel wissen wir nun auch warum diese Mächte, rund um die Adria immer wieder ein Auge auf dieses Land geworfen haben. In Pula steigen wir direkt an der römischen Arena aus dem Bus. Unter Kaiser Augustus gebaut, wird das Amphitheater auch heute noch immer wieder für verschiedene Aufführungen gebraucht. Wir erfahren auch, dass Pula bis 1918 zu Österreich-Ungarn gehörte und ein Hauptkriegshafen der österreichischen Marine war. Nach der Führung geniessen wir die freie Zeit zu einem Markthallenbesuch oder einfach nur zu einer Kaffeepause. Weiter geht’s nach Rovinj, einer malerischen Kleinstadt an der Westküste. Früher eine Insel, stehen die Häuser auf der heutigen Halbinsel, dicht gedrängt am Wasser. Wir essen in einem der vielen guten und günstigen Restaurants und ein paar unentwegte steigen mit Radenko anschliessend noch auf den Hügel zur Kirche der Heiligen Euphemia. Auf der Panoramastrasse der Küste entlang, findet der Tag einen würdigen Abschluss.

Heute geht es mit Tatjana, unserer slowenischen Führerin, an die «Slowenische Riviera». Der 42 km langer Abschnitt im Norden Istriens erhielt Slowenien nach dem Zusammenbruch Jugoslawiens. An diesem Streifen liegen die für Slowenien sehr wichtige Hafenstadt Koper, die Städtchen Piran und Izola und das mondäne Portoroz. Nach einem Spaziergang auf der Stadtmauer von Piran und einer kurzen Führung durch die Stadt fahren wir nach Izola. An Fässern und an Tischen auf dem Manziolliplatz geniessen wir hier bei einer Weinprobe und einem kleinen Imbiss die slowenischen Weine der Region. Sauvignon Blanc und der leicht süssliche Malvasia finden dabei mehr Anklang als der eher säurereiche, rote Teran. Der Abschluss des heutigen Tages bildet eine Schifffahrt der Küste entlang nach Portoroz. Mit viel Wissenswertem von Slowenien entlässt uns unsere professionelle und empathische Tatjana vor dem Hotel.
Radenko ist wieder da! Er stammt aus dem Landesinnern und bringt uns heute seine unmittelbare Heimat näher. Immer wieder kennt er Einheimische die ihn begrüssen. Die Fahrt geht zuerst an den Fuss des Ortes Motovun. Hier steigen wir in einen Shuttlebus um der uns hinauf ins Städtchen bringt. Mit nur etwa 500 Einwohnern ist dieses venezianisch geprägt und lebt hauptsächlich vom Tourismus. Der MontovunerEichenwald, den wir bei der Hinfahrt durchquert haben ist eine der bekanntesten Fundstelle für den begehrten Weissen Trüffel. Die Geschäfte bieten denn auch vor allem diese lokalen Produkte, Trüffel, Wein und Olivenöl an. Der Legende nach soll Veli Joze (dt. Grosser Sepp), die Sagenfigur des grossen, gutmütigen Riesen hier gewohnt haben.

Seit 1999 findet in Freilichtkinos das Motovuner Film Festival statt. Bei täglich 5000 Zuschauern in diesen 5 Tagen können wir uns vorstellen, dass das Örtchen aus allen Nähten platzt. Nun geht’s weiter zu einer Weinprobe mit Schinken, Käse und Olivenöl zur Vina Zigante, einer Kellerei bei Groznjan. Hier muss vor allem Harry seine Fahrkünste beweisen, damit wir überhaupt ankommen.
Den Abschluss bildet der Besuch von Groznjan, dem heutigen Künstlerdorf. Die italienischstämmigen Einwohner sind im letzten Jahrhundert nach Italien ausgewandert, als nicht klar war, zu wem diese Region gehören sollte. Das Städtchen ist deswegen fast aufgegeben worden. 1965 wurde das Dorf rund 30 Künstlern unentgeltlich zur Verfügung gestellt, als Gegenleistung mussten sie die Gebäude erhalten und restaurieren. So wird das Dorf heute hauptsächlich von Künstlern bewohnt. Auf Schritt und Tritt werfen wir immer wieder einen Blick in die verschiedenen Läden und Ateliers.

Am Abend verabschieden wir uns von Radenko, der uns mit viel Herzblut in seiner Heimat herumgeführt hat. Wir geniessen noch einmal einen wunderschönen Sonnenuntergang und anschliessend das feine Buffet im Hotel.
Nach einer langen Rückreise sind wir müde aber glücklich wieder gesund zu Hause. Nun haben wir Zeit, die vielen schönen Eindrücke zu verarbeiten. Ich habe mich gefreut, mit euch unterwegs zu sein und wünsche euch weiterhin gute Gesundheit und viel Reiselust.
Rolf Gurtner