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Hat man(n) nun davon…

Hier eine Story aus dem Langzeitgedächtnis. Sie handelt im Sommer 1974, als die Zypernkrise zwischen Griechenland und der Türkei Reiseveranstalter veranlasste, Touristen sicherheitshalber und kurzerhand aus Rhodos zu evakuieren. Ich war damals bei Hotelplan beschäftigt.

Thomas Bornhauser

Zwei Balair-Jets hatte Hotelplan gechartert, um die Kundschaft von Freitagnacht auf Samstagmorgen auszufliegen. Die beiden Balair-Maschinen sind per 06:00 und 07:00 Uhr in Kloten angesagt. Von den ungefähr 400 Ferienmachenden wären für ungefähr 100 die Ferien sowieso zu Ende gegangen, für die restlichen 300 galt es, Alternativen zu offerieren, damit sie möglichst ohne langen Aufenthalt in Kloten noch am Samstag weiterfliegen können. Nota bene, wir schreiben 1974, also noch nichts von PC’s, von Fax-Geräten (dafür gab es den Telex), von E-Mails, von Natels oder Social medias. Drei Hotelplan-Hostessen und ich sitzen mit Bergen von Dokumenten eingedeckt am Schalter: Mit Passagierlisten. Wo und wann hat es auf unseren Chartern noch freie Hin- und Rückflugplätze nach Djerba, nach Las Palmas, nach Palma de Mallorca, nach Weissichsonstwohin?

Flughafen-Angestellte weisen den ersten Ankömmlingen um 06:00 Uhr den Weg zum HP-Schalter im einzigen Terminal, A. Die Leute sind aus verschiedenen Gründen sauer. Erstens einmal, weil sie die ganze Aufregung nicht verstehen, zweitens, weil sie die ganze Nacht nicht geschlafen haben und, drittens, weil sie ihre Ferien auf Rhodos verbringen wollen, nicht auf Ballermann, wie Mallorca Jahre später einmal heissen wird.

Hat man(n) nun davon… 2

Das Terminal A, 1974. Foto: Airport Zürich

«Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir zuerst Familien mit Kindern helfen wollen », schreie ich mit Inbrunst in die Meute hinaus, worauf sich wenigstens ein Teil der Wartenden beruhigt. Den anderen Ankömmlingen offerieren wir Bons, damit Sie erst einmal zum Zmorge schreiten können. Das ganze Prozedere wird sich eine Stunde später wiederholen, bei Ankunft der zweiten Balair aus RHO. Nadisna kriegen wir die Chose in den Griff, einige Passagiere können sofort weiterfliegen, bei anderen ist der Abflug um die Mittagszeit angesagt. Das sind die problemlosen Fälle.

Eher kritisch wird es bei jenen, die erst am späten Nachmittag oder – immerhin! – am Abend weiterfliegen werden. Da gibt es in der Zwischenzeit zwei Alternativen: Mit dem Car einen Ausflug an den Rheinfall mit Mittagessen in Stein am Rhein (wo ich früher gewohnt habe und mit einigen Restaurants telefonisch einen Deal aushandeln kann), oder aber ein Tageszimmer im Airport Hilton. Zum Schluss haben wir vier Cars in der Ostschweiz unterwegs und viele Tageszimmer im Hilton belegt.

Ungefähr 100 Gäste sind auf ein Fluggerät der Air Spain nach Mallorca gebucht, Abflug 19:00 Uhr in Kloten. Ich lasse diese Leute per 18:00 Uhr an den Airport bringen. Dummerweise stellt sich dann heraus, dass die Kiste ein technisches Problem hat und sich verspäten wird, so dass wir schon mal Bons für ein Znacht abgeben – «Dabei war es in Stein am Rhein so schön!» – , der Abflug nach PMI immerhin noch knapp vor der Nachtflugsperre vorgesehen. Die Arbeiten ziehen sich in die Länge, aber um 21:50 Uhr ist die Maschine parat zum Abflug. Die Pax hingegen können kein normales Check-In mehr machen, so dass ich im Einverständnis mit allen Flughafenbehörden eine Art Kampfbahn- Übung veranstalte.

Die DC-9 fährt direkt vor ein Gate, die Passagiere stürmen direkt die Gangways hinauf, sitzen einfach irgendwo ohne Sitzplatznummer ab – und ab die Post (das Gepäck wurde immerhin bereits verladen). Um 22:04 Uhr hebt die Air Spain mit den Ferienreisenden in Richtung Palma de Mallorca ab. Meine drei Kolleginnen und ich gehen derweil in die Swissair-Lounge, bestellen eine Flasche Champagner. Party! Haben wir uns verdient. Nach zehn Minuten ruft man nach uns: “Die Air Spain kommt retour, die Frachttüre ist nicht korrekt verschlossen, die Maschine darf heute Nacht aber nicht mehr starten.“

Meine Kolleginnen kümmern sich um Bustransfers und Zimmer im Hilton. Ich gehe zum Gate, wage den Versuch einer Erklärung. Noch bevor ich dazu komme, steht ein Gast vor mir, ungefähr einen Kopf kleiner, und haut mir kommentarlos zwei Ohrfeigen, eine rechts, eine links. Päng, päng!

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